Denkmal Karl-Marx-Allee wird aufgepeppt

■ CDU und SPD wollen Einkaufsparadies / Denkmalschützer reserviert

Die Karl-Marx-Allee soll für den Einzelhandel attraktiver werden. Nach einem gemeinsamen Antrag von CDU und SPD, der gestern abend im Abgeordnetenhaus beschlossen werden sollte, soll an der 106 Meter breiten Stadtautobahn eine florierende Einkaufsstraße entstehen. Bisher finden sich auf der über zwei Kilometer langen Straße gerade 130 Geschäfte.

Geplant ist eine Auflockerung der Auflagen für die denkmalgeschützten Gebäude entlang der Allee. Sowohl an den Fassaden als auch den Grundrissen der Ladenräume dürften Veränderungen vorgenommen werden, geht aus dem Antrag der Großen Koalition hervor.

Widerstand erwarten SPD und CDU dabei offenbar von den Denkmalschützern. So heißt es ausdrücklich in dem Antrag, „durch restriktives Handeln seitens des Landeskonservators“ dürfe „die Entwicklung und Gestaltung dieser Geschäftsstraße nicht behindert werden“. Doch bei der Denkmalschutzbehörde hat man ein offenes Ohr für die städtebaulichen Maßnahmen. „Wir wünschen eine Veränderung der Allee schon lange herbei“, betont Denkmalschützer Professor Helmut Engel. Ungenutzte Baudenkmäler hätten seiner Erfahrung nach keine lange Lebenserwartung.

Vorrangig sei, daß für die einzelnen Gebäude ordentliche Bauanträge vorlägen und man im Einzelfall entscheiden könne: „Wir machen auch nicht jeden Scheiß mit.“ Auf Unverständnis stößt bei Engel hingegen das Konzept, die Grünflächen entlang der Straße in Parkplätze umzufunktionieren.

Da sich auf der Karl-Marx-Allee kein öffentlicher Nahverkehr bewegt und keine Parkplätze vorhanden sind, werden von den Planern der Geschäftsstraße Stellplätze als notwendig erachtet. „Die Leute müssen, wenn sie hier einkaufen wollen, mit dem Auto kommen“, sagt der Abgeordnete Hans Müller (CDU), der zudem für die Anlieger Parkmöglichkeiten schaffen will.Auch Denkmalschützer Jörg Haspel, hat „gravierende Bedenken“ bei der Vorstellung, die wenigen Freiflächen zu Parkplätzen zu machen.

Ausschlaggebend für das Funktionieren einer Flaniermeile entlang der sechsspurigen Straße ist für ihn die Erreichbarkeit mit Bussen und Bahnen.

Zudem hält er es für einen Vorwand, den Denkmalschutz schon jetzt für eine Verhinderung der Modernisierung an der Allee verantwortlich zu machen. Die Straße biete von ihrer Lage und der Kaufkraft der Anlieger wenig Möglichkeiten zu einem attraktiven Einkaufsgebiet zu werden. „Aus der Karl-Marx-Allee wird nie ein Boulevard wie der Kurfürstendamm“, ist sich Jörg Haspel sicher. Simone Miller