Umzugsbehörde zieht ins Staatsratsgebäude

■ Staatsratsgebäude wird modernisiert und genutzt Entscheidung über Kanzleramt fällt Kohl nach Ostern

Das Gebäude des Staatsrats, ehemals Machtzentrale der DDR und nach dem Fall der Mauer lange Zeit vom Abriß bedroht, bleibt erhalten. Nach einer Entscheidung von Bundesbauminister Klaus Töpfer (CDU) soll der Umzugsbeauftragte der Bundesregierung die Räume an der Werder Straße gegenüber dem Schloßplatz beziehen. Im Anschluß an eine kurzfristig durchgeführte Modernisierung des Hauses „wird das Gebäude zunächst rund 30 Mitarbeiter der Umzugsbehörde beherbergen“, sagte Töpfer gestern anläßlich der Ausstellungseröffnung „Hauptstadtplanung Berlin“ im Foyer des Staatsrats. Die Behörde beschäftigt sich gegenwärtig noch in Bonn mit den Fragen des Wechsels vom Rhein an die Spree. Der Mitarbeiterstab des Umzugsbeauftragten, dessen Chef der Bundesbauminister selbst ist, wird sich aus Beamten des Innenministeriums und der Bundesbauverwaltung zusammensetzen. Neben der Koordination des Umzugs der Ministerien und Bundesbehörden soll die Aufgabe darin bestehen, auch die Übersiedlung der Parlamentarier und Beamten in Wohnungen zu planen. Die Position des Sprechers und zugleich Stellvertreters des Umzugsbeauftragten in Berlin wird der frühere Regierungssprecher Dieter Vogel besetzen. Einen genauen Termin für den Einzug ins Staatsratsgebäude gebe es noch nicht, sagte Töpfers Sprecherin Birgit Kusch.

Neben der Umzugsbehörde soll der Staatsrat für Ausstellungen Raum bieten. „Die Tür des Staatsrats steht wieder allen Bürgern offen“, sagte Töpfer. Sowohl den Berlinern als auch den Besuchern der Stadt könnten hier die Planungen und Bauvorhaben der zukünftigen Kapitale am besten vorgestellt werden. An dem überdimensionalen, acht mal vier Meter großen Stadtmodell – eine riesige Stadtlandschaft aus Klötzchen von Kreuzberg bis Prenzlauer Berg und von Mitte bis Tiergarten im Maßstab 1:1.000 – solle die „Werkstatt Berlin und ihre zukünftige Entwicklung veranschaulicht werden“, so Töpfer.

Töpfer unterstrich, daß der Terminplan für den Umzug von Parlament und Regierung für den Zeitraum zwischen 1998 und 2000 eingehalten werde. Zur Zukunft des Palastes der Republik sowie der Nutzung des Schloßplatzes kündigte er für die nächste Sitzung des Gemeinsamen Ausschusses von Berlin und dem Bund im Mai einen „Zwischenbericht“ an. Derzeit ist unklar, ob das asbestverseuchte Gebäude abgerissen oder saniert werden soll.

Die Entscheidung, welcher Wettbewerbsentwurf zum neuen Kanzleramt im Spreebogen von Helmut Kohl ausgewählt wird, solle noch im April fallen, so Töpfer. „Nach den Osterferien“, so ein Sprecher des Kanzleramts, wolle Kohl die überarbeiteten Entwürfe sichten. In dem Bauwettbewerb waren im Dezember 1994 zwei Architektenteams, Axel Schultes und das Büro Krüger, Schuberth, Vandreicke, mit einem ersten Preis ausgezeichnet worden. Rolf Lautenschläger

Die Ausstellung ist bis zum 31. Oktober von Di bis So, 12 bis 20 Uhr, im Staatsrat zu sehen.