Weniger Joblose

■ 3,7 Millionen ohne Arbeit / Arbeitsmarkt-Bewegung nennt man das

Nürnberg (taz) – Konjunkturell hat sich „nichts Wesentliches geändert“, dafür aber das Wetter. Jedes Jahr geht im März die Zahl der registrierten Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat deutlich zurück. Der März 1995 liegt da genau im Schnitt. In Gesamtdeutschland waren Ende März 3,674 Millionen Menschen ohne Arbeit, das waren 153.000 weniger als Ende Februar. Die Arbeitslosenquote sank von 10,0 auf 9,6 Prozent.

In den alten Bundesländern waren 2,61 Millionen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat bedeutet das einen Rückgang von 109.400. Die Arbeitsämter in den neuen Ländern konnten einen Rückgang um 43.600 auf 1,06 Millionen Arbeitslose vermelden. Dort ist jeder Siebte arbeitslos. Ohne die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit (BA) wie Kurzarbeit, Vorruhestands- und Fortbildungsregelungen sowie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wären die Arbeitslosenzahlen in Gesamtdeutschland um 1,7 Millionen höher.

Hinter den relativ kleinen Bestandsänderungen stehen jedoch, so BA-Präsident Bernhard Jagoda, „weitaus größere Bewegungen“. Im ersten Quartal 1995 haben sich demnach 1,7 Millionen arbeitslos gemeldet, 1,6 Millionen beendeten ihre Arbeitslosigkeit. Den Arbeitsämtern wurden insgesamt 830.000 Stellen gemeldet, 740.000 mal kam eine erfolgreiche Vermittlung zustande. Angesichts der vergleichsweise geringen Veränderungen bei Beschäftigung und Arbeitslosigkeiten orten die Statistiker der Bundesanstalt „beträchtliche Austauschprozesse am Arbeitsmarkt“.

Austauschprozesse ganz anderer Art muß Jagoda jedoch auf dem Ausbildungsstellenmarkt beklagen. Während die Zahl der Lehrstellenbewerber spürbar gewachsen ist, hat das Angebot der betrieblichen Berufsausbildungsstellen abgenommen. Bernd Siegler