Fürstenwalder Flüchtlinge wehren sich

■ Protest gegen Auszahlung von Sozialhilfe als Sachleistungen

Berlin (taz) – „Haus Hoffnung“ heißt das Flüchtlingsheim im brandenburgischen Fürstenwalde. Für die 186 Menschen, die zur Zeit dort leben, muß das wie Zynismus klingen. Denn Sozialministerin Regine Hildebrandt hat hier das durchgesetzt, was woanders in Brandenburg bereits üblich ist: Seit Anfang des Monats erhalten die Asylbewerber aus 23 Nationen ihre Sozialhilfe nur noch als Sachleistungen. Das wollen sie nicht, sie wehren sich und halten ihr Heim seit vier Tagen besetzt.

„Die Stimmung ist ziemlich gereizt“, berichtet Sozialarbeiterin Hiebsch, „es ist für die Leute schwer zu verkraften, daß sie kein Geld mehr bekommen“. Hiebsch und ihre Kolleginnen unterstützen die Forderung der Asylbewerber, Bargeld wie bisher zu erhalten. Die Lebensmittelgutscheine, die statt dessen ausgegeben werden, können nur in zwei Fürstenwalder Supermärkten eingelöst werden. Der eine liegt zweieinhalb, der andere sechs Kilometer vom Heim entfernt. Unzumutbare Wege für Mütter mit kleinen Kindern. Außerdem führen die Geschäfte die Nahrungsmittel, die die Flüchtlinge für ihre Küche brauchen, entweder gar nicht oder zu überteuerten Preisen. Und um die Diskriminierung perfekt zu machen, müssen sie sich mit ihren Gutscheinen noch an besonderen Kassen anstellen. Hiebsch: „Von dem kleinen Taschengeld können die Asylbewerber ihren Kindern noch nicht einmal den Eintritt bezahlen, wenn die mit ihrem Kinderladen ins Kino gehen wollen.“ Sinn mache die Maßnahme des Sozialministeriums nicht, es sei nur ein „riesiger Verwaltungsaufwand“.

Regine Hildebrandt hat auf den Protest der Flüchtlinge bisher noch nicht reagiert. Doch für den gestrigen Abend hatte sich Almuth Berger, Ausländerbeauftragte des Landes, zu einem Besuch in Fürstenwalde angekündigt. bam