Hausbesitzer zocken phantasievoll ab

■ Mieterverein rät, Betriebskosten-Rechnungen zu prüfen

Für manchen Hausbesitzer läuft das Geschäft doppelt gut. Die Mieten fließen, und die neugegründete Reinigungsfirma floriert, seit sie zu erstklassigen Konditionen das eigene Haus sauber hält. Auch der junge Gärtnerbetrieb der Schwägerin macht Gewinne. Die Mieter bezahlen anteilig die horrenden Rechnungen – als Betriebskosten. „Da sind der Phantasie der Hausbesitzer keine Grenzen gesetzt“, kritisiert Hartmann Vetter, Geschäftsführer des Berliner Mietervereins. Gerade in Ostberlin würden die Betriebskosten immer mehr „zu einer Art zweiter Miete“.

Eine Untersuchung, für die der Mieterverein Abrechnungen von rund 40.000 Wohnungen auswertete, habe gezeigt, daß diese Nebenkosten von '91 bis '93 um 16 Prozent gestiegen seien. Das sei nicht nur mit erhöhten Tarifen für Abwasser oder Müllabfuhr zu begründen, sondern mit erstmals vergebenen Aufträgen: „Das Problem ist, daß der Vermieter zu Lasten Dritter Kosten verursachen kann.“

Er bemängelte, daß Mieter nur selten die Chance hätten, verschiedene Tätigkeiten selbst zu übernehmen, um die Kosten für die Wohnung niedrig zu halten. „Den Hausflur haben die Mieter früher auch reihum geputzt“, so Vetter, „warum sollten sie das nicht weiterhin tun?“ Widerspruchslos müsse die Betriebskosten-Rechnung ohnehin nicht bezahlt werden, ruft er zu Mißtrauen auf. Durch die Untersuchung seien Durchschnittswerte ermittelt worden, an denen die eigene Rechnung gemessen werden könne. Wenn der Unterschied zu groß sei, kündigte Vetter an, werde Strafanzeige gestellt. Christian Arns