Halleluja auf der Domsheide

■ 700 Jugendliche auf dem Marsch des Glaubens durchs Steintor zum Open-Air-Gottesdienst

Wer glaubt, mit der Bibel könne man keine Jugendlichen mehr hinter dem Ofen hervorlocken, hat sich getäuscht. Gestern trafen sich etwa 700 gläubige Jugendliche aus dem ganzen Bundesgebiet und Europa in Bremen zu einem „Bekenntnismarsch“. Im Steintor, wo zu Silvester noch die Scheiben klirrten, stimmten sie das ungläubig staunende Publikum singend auf ihre gitarrenbegleitete Botschaft ein: „Jesus ist dein Freund.“

„Ich hab Angst vor eurem Gott, wenn der kommt“, rief ihnen ein offensichtlich unbekehrbarer Junkie entgegen. Doch lächelnd hielten sie ihm ein Plakat hin: „Gott ist nicht so leicht zu schocken.“ Auf zwei Routen zogen die Jugendlichen unter ihrem Emblem, dem Smilie mit dem Heiligenschein, durch die Stadt zum Marktplatz, um dort in einem gemeinsamen Gottesdienst zu zeigen, „daß Glauben entgegen mancher Vorurteile viel mit Freude und Glücklichsein zu tun hat“.

Sowas machen KatholikInnen nicht, die pulen lieber in Schmerz und Leid. Kein Wunder also, daß der Bekenntnismarsch, der eingebettet ist in das „20. Ostertreffen der Jugend“, von der Evangelischen Allianz organisiert wird, gemeinsam mit der Operation Mobilisation e.V., einem ebenfalls weltweit bestehenden internationalen Glaubenswerk für die Jugend, kurz OM genannt. Zur Allianz haben sich in Bremen etwa zehn evangelische landeskirchliche und ebensoviele freikirchliche Gemeinden verbunden, darunter Methodisten- und Baptisten-Gemeinden und die Heilsarmee. Es gebe durchaus unterschiedliche Ansätze in religiösen Fragen, räumt Pastor Bierbaum, Vorsitzender der Allianz und Pastor der Epiphanias-Gemeinde ein. „Aber was uns eint, ist größer als das, was uns trennt.“ Die Bedeutung der Bibel und zehn Gebote sei für Frei- und Landeskirchen durchaus identisch.

Gleich ist allen Richtungen auch der Schwund an Mitgliedern. „Die Kirche muß ihre Mauern verlassen und die Kommstrukturen aufbrechen“, sagt daher Martin Müller, Koordinator des Ostertreffs. „Das Geheimnis von Kirche ist die Offenheit.“ Er arbeitet vorwiegend mit den Jugendlichen der Matthäus-Gemeinde und weiß: Denen kann man nicht mit der alten Orgelmusik kommen. Bei ihm gibts stattdessen Kirchendisco und Bibel-Diskussionen. Er sieht in dem Ostertreff die Möglichkeit, daß Jugendliche aller Konfessionen zusammenkommen, um von dort aus in der Öffentlichkeit weiterzuwirken. „Was uns vereint, ist die Botschaft, daß Jesus den Menschen lieb hat.“

„Wer's glaubt, wird selig“, lautet das Motto des diesjährigen Treffens. Zehn Tage lang sind die Jugendlichen gemeinsam in Schulen untergebracht und trainieren für ihre Vorstellungen in der Öffentlichkeit. Denn auch die BremerInnen sollen missioniert werden, mit täglichen Kulturveranstaltungen, Jonglage, Clownerie und Bibelexegese. Jugendpastor Müller: „Die Leute sollen einen Anstoß bekommen, neu über Gott nachzudenken, daß man eine Beziehung zu ihm aufbauen kann, indem man mit ihm betet.“

Burkhard Deike ist einer der Teilnehmer und macht diese Übung täglich. Er nennt das „Teamwork mit Gott“. Als Bremer unterstützte er die Vorbereitungen zum Ostertreff, das sich dadurch auszeichne, daß es hier es um den Glauben gehe, nicht um die Strukturen der Kirche. Und, zitiert er im Nachsatz Johannes 3, Vers 16. „Jeder, der glaubt, wird gerettet werden.“

Die 17jährige Kristina Holdt aus Gummersbach arbeitet bei „operation mobilisation“ mit, bei OM also. „Die führen“, erzählt sie begeistert, „weltweit Missionseinsätze durch.“ Die Frage, ob ihr Glaube nicht von FreundInnen belächelt wird, ist für Kristina leicht zu beantworten. „Nein. Meine Freunde sind ja auch alles Christen.“ Hallelujah! dah