Aufschwüngchen bleibt

■ Deutsche Wirtschaftsinstitute stellen ihre Konjunkturprognose vor

Frankfurt (dpa/AFP) – Die Wirtschaft der alten Bundesländer wächst 1996 mit 2 bis 2,5 Prozent etwas langsamer als dieses Jahr. Die neuen Länder jedoch kommen gewaltig mit neun Prozent Wachstum, so daß für Gesamtdeutschland unter dem Strich mit drei Prozent alles beim alten bleibt. Dies sagten die sechs großen Wirtschaftsinstitute gestern in ihrem Frühjahrsgutachten voraus.

Ein unerwarteter Lichtblick für die privaten Haushalte: Trotz Solidarzuschlag wird ihr verfügbares Einkommen wegen der Lohnerhöhungen leicht steigen. Heiner Flassbeck vom diesmal federführenden Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) nennt denn auch die Tarifabschlüsse in diesem Jahr, insbesondere in der Metallindustrie, „eine erhebliche Vorbelastung“ für die Konjunktur. Wenn die anderen Branchen hier 1996 aufholen wollen, „dann würde das im Aufschwung sehr früh zu inflationärem Druck führen“, so Flassbeck. Auf gut deutsch: Die Arbeiter sollen bescheiden sein, weil sonst die Industrie die Preise erhöhen muß.

Vor allem die Exportwirtschaft drückt jedoch auch die teure Mark. Die schwächelnde Ausfuhr wird jedoch nach Prognose der Konjunkturforscher durch die starke Inlandsnachfrage wieder ausgeglichen. Vor allem die Investitionen in der Industrie sollen sechs Prozent zunehmen. Davon sollen auch die Arbeitslosen profitieren. Bis Ende 1995 soll die offizielle Zahl der Arbeitslosen von derzeit 3,7 Millionen auf 3,5 Millionen zurückgehen.

Den Politikern schreiben die Volkswirte ins Stammbuch, daß die Finanzpolitik nicht allein auf den Abbau des Staatsdefizits zielen dürfe. Auch die Steuerlast müsse gesenkt werden, das bestimme das Entstehen zusätzlicher Arbeitsplätze mit. Gleichzeitig fordern die Institute auch Mehrausgaben: Die von 1996 an geplante Freistellung des Existenzminimums reiche nicht aus.