Afrikanische Nachhilfe für die Bundeswehr

■ Die Südafrika-Pläne von Generalinspekteur Klaus Naumann

Johannesburg (taz) – Die deutsche Bundeswehr erhofft sich von den Streitkräften Südafrikas wichtige Nachhilfe für mögliche Einsätze in Afrika. Dies wurde am Rande des einwöchigen Besuchs von General Klaus Naumann, dem Generalinspektuer der Bundeswehr, in Südafrika deutlich. Naumann: „In einem Fall wie der UN- Friedensmission in Angola könnten uns solche Informationen helfen.“ Im Gegenzug denkt die Bundeswehr daran, südafrikanische Offiziere zur Ausbildung nach Deutschland zu holen.

„Wir können uns von heute auf morgen in einem Einsatz in Afrika befinden“, erläuterte ein Offizier in der Begleitmannschaft des Generals. „Eine Bundeswehr, die bisher auf den europäischen Rahmen konzentriert war, muß sich deshalb umorientieren und umsehen.“ Die Erfahrungen in Somalia hätten gezeigt, wie wichtig die Einstellung auf die Menschen sei. Schon am ersten Tag von Naumanns Besuch in Südafrika kam ein solcher Informationsaustausch zustande. Das Beispiel: die zwölf belgischen UN- Soldaten, die im April 1994 niedergemetzelt wurden, nachdem sie sich beim Ausbruch der Massaker in Ruanda Regierungssoldaten ergeben hatten. Der südafrikanische Rat an die Bundeswehroffiziere: „Die hätten sich nie ergeben dürfen, trotz aller Übermacht.“

General Naumann ist der höchste deutsche Offizier, der je Fuß auf südafrikanischen Boden setzte. Der Generalinspekteur: „Wir wollten bewußt ein Zeichen setzen.“ Im Rahmen eines dichtgedrängten Besuchsprogramms besichtigte er auch Armeeinstallationen nahe der Stadt Messina an der Grenze zu Simbabwe – wo Südafrika versucht, mittels eines elektronisch überwachten Zaunes den Strom illegaler Einwanderer einzudämmen. Zudem dürfte Südafrikas Rüstungsindustrie für Deutschland von Interesse sein. Während Naumann durchs Land tourte, traf auch ein Vize-Verteidigungsminister aus Großbritannien am Kap ein: Die Briten wie auch die Deutschen und die Franzosen haben Angebote für die Anschaffung von vier Korvetten für Südafrikas Marine unterbreitet. Aus Kostengründen werden die Kriegsschiffe zwar möglicherweise gar nicht gekauft, aber die berühmten „einfachen Lösungen“ südafrikanischer Ingenieure dürften auch für die Bundeswehr teilweise attraktiv sein, zumal in einigen Jahren Südafrikas U-Boote, die mit deutscher Beteiligung gebaut wurden, ersetzt werden müssen.

In Apartheid-Zeiten maß der Westen Südafrika erhebliche strategische Bedeutung zu. Rund zwei Drittel des weltweiten Erdölkonsums werden um das Kap der Guten Hoffnung verschifft. Eine manchmal in Südafrika diskutierte Süderweiterung der Nato, die das Land nun auch in aller Offenheit einbinden würde, steht freilich auch nach dem Ende der Apartheid nicht zur Debatte. Naumann: „Die Nato hat wirklich andere Sorgen.“ Willi Germund