Dose massakriert Hefe

■ Der mittelständische Brauer Michael Krieger schüttelt sich bei Weißbier in Dosen

taz: Herr Krieger, Sie sind Vizepräsident des Bundesverbandes mittelständischer Brauereien und Inhaber des Riedenburger Brauhauses. Als kleine Brauerei mit 30.000 Hektoliter Jahresausstoß, davon 95 Prozent Hefeweizen, müssen Sie sich ja irgendwie im Markt behaupten. Geht das angesichts eines wahren Dosenbierbooms überhaupt?

Michael Krieger: Ja, freilich. Wir haben schon vor geraumer Zeit umgestellt auf ökologische Produktion. Außerdem haben wir uns dem Konzept des regionalen Wirtschaftens verschrieben. Das läuft sehr gut. Wobei mir schon angst und bange wird, wenn ich sehe, was sich auf dem deutschen Biermarkt derzeit tut.

Ist Weizenbier in Dosen mit dem Qualitätsanspruch einer guten Brauerei zu vereinbaren?

Absolut nicht. Durch die Pasteurisierung wird das Lebensmittel Bier quasi zum toten Mittel. Das trifft ganz besonders auf unser bayerisches Weißbier zu. Schauen Sie, beim Weißbier ist die Hefe ein wichtiger Bestandteil. Hefe ist ein Lebewesen, und wenn das dann in die Dose abgefüllt wird, wird es abgetötet. Der Verbraucher wird also regelrecht getäuscht.

Eine Geschmackseinbuße?

Versuchen Sie's doch einmal selbst. Bei dem gewaltsamen Vorgang des Pasteurisierens und des In-die-Dose-Füllens leiden die Geschmacksstoffe so sehr, der Eingriff durch die Hitze ist so gewaltig, daß das mit einem Bier in seiner ursprünglichen Form meines Erachtens überhaupt nichts mehr zu tun hat. Das als Hefeweißbier zu bezeichnen, halte ich für absurd.

Aber auf den Dosen steht doch: gebraut nach dem Bayerischen Reinheitsgebot von 1516!?

So ein Quatsch! Das Reinheitsgebot geht doch vollends den Bach runter, wenn man ein Bier so massakriert. Wir haben kürzlich gezwungenermaßen einmal – unter Braumeistern – eine Bierprobe mit Dosenweißbier gemacht. Das hat keiner von uns ausgetrunken. Da schüttelt's mich doch, wenn ich so was vorgesetzt bekomme.