Zuwachsraten bis zu 85 Prozent

Stellen Sie sich einmal einen riesigen Berg vor, bestehend aus dem Schrott von knapp 120.000 Mittelklassewagen. Einen solchen Berg ergeben die in Deutschland 1994 produzierten Bierdosen. Rund 100.000 Tonnen Altblech und Altaluminium. Und das Erdöl, das man – umgerechnet – an Energie für diesen Dosenwahn verbraucht, ergäbe einen riesigen See. Nach den Worten von Professorin Clarita Müller-Plantenberg von der Universität Kassel wird nämlich für die Herstellung einer Halbliterdose eine Energiemenge von umgerechnet einem Liter Erdöl verbraucht.

Regional sind die Anteile an Dosenbier sehr unterschiedlich. Daher auch verschiedene Zuwachsraten. Im Süden (Bayern, Baden-Württemberg, Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein- Westfalen und Hessen) lag im ersten Halbjahr 94 der Dosenbieranteil noch immer unter 6 Prozent. Hier wurden aber auch die höchsten Zuwächse erzielt, zum Beispiel 85,7 Prozent im letzten Jahr in Bayern (Hessen 50,2, Baden-Württemberg 44,6). In den nördlichen und östlichen Bundesländern ist der Dosenbieranteil wesentlich höher. Spitzenreiter sind Sachsen-Anhalt (37,3), Mecklenburg-Vorpommern (32,8), Brandenburg (29,2) und Berlin (26,9 Prozent). Aber auch hier liegt der Dosenzuwachs immer noch hoch: zwischen 7 und 16 Prozent (Quelle: Gesellschaft für Konsumforschung). Insgesamt ist der Marktanteil des Dosenbiers in Deutschland von etwas über 6 Prozent auf 12,6 Prozent gestiegen.

Die Dose schafft zugleich Wettbewerbsvorteile für die großen Brauereien, für die Mittelständler sind ihre Verdienstspannen katastrophal. Sie können bei den Preisen nicht mithalten. Dosenbier wird zum Teil schon für 49 Pfennig in der 0,5-Liter-Dose (die sich immer stärker gegen die 0,33-Liter- Dose durchsetzt) verkauft. Dabei kostet eine Dose rund 18 Pfennig in der Herstellung, 8 Pfennig entfallen auf die Biersteuer, 6 auf die Umsatzsteuer, 4 schluckt der grüne Punkt. Transport, Rohstoffkosten und Abfüllung sind in dieser Rechnung noch nicht enthalten.