Ahnengalerie der Pop-Modernen

Mit ihrer 13. Ausgabe wurde die Kulturzeitschrift „Heaven Sent“ letzten Dezember eingestellt. Neben Texten über Pop, Fußball und Theorie war sie optisch durch die Fotografien Bernd Bodtländers geprägt. Aus den 50 Portraits, die der Frankfurter zwischen 1991 und 1994 dafür aufgenommen hat, ergibt sich eine Art Ahnengalerie all der Figuren, die in dieser Zeit mit bestimmt haben, was sich zwischen Dissidenz, Systemik und Subkultur diskutieren ließ; ein Bogen, der von einer Band wie Alboth! über die Künstlerin René Green bis zum Philosophen Jean-François Lyotard reichte.

Die vorliegende Aufnahme Justin Hoffmanns – seines Zeichens Kunstkritiker und Mitglied der Münchner Band FSK – besticht durch Nüchternheit. Dabei begann Bodtländer zunächst mit leicht verzerrten, mit „available light“ aufgenommenen Gesichtern zu arbeiten, denen eine Dramaturgie zu eigen war, die noch etwas vom subjektiven Standpunkt des Fotografen ahnen ließ. Das Bild von Hoffmann dagegen markiert eine Entwicklung weg von privater Teilhabe hin zur Typisierung. Es ist der Versuch, durch Format, Ausleuchtung und Komposition eine Distanz zum Portraitierten herzustellen. So erscheint – kühl zwar, aber realistisch und gerecht – im Bild allein noch die Person. Martin Pesch

Bernd Bodtländer: Die Heaven- Sent-Fotografien, bis 23. April im Hambacher Schloß, Neustadt/Weinstraße