Türkischer Abzug aus dem Nordirak im Mai?

■ Ministerpräsidentin Tansu Çiller in den USA / Neue Kämpfe in Kurdistan

Ankara (dpa/AP) – Nach türkischen Presseberichten vom Sonntag will sich die türkische Armee im Mai aus dem Nordirak zurückziehen. Nach einer Entscheidung des Nationalen Sicherheitsrates werde Ministerpräsidentin Tansu Çiller bei ihrem Treffen mit dem US-amerikanischen Präsidenten Bill Clinton am Mittwoch in Washington eine entsprechende Ankündigung machen, hieß es dazu übereinstimmend in mehreren führenden türkischen Zeitungen. Ausschlaggebend sei die Warnung von Generalstabschef Ismail Hakki Karadayi gewesen, der vor einem „Sumpf wie in Vietnam“ gewarnt habe. Der aus den Führungsspitzen von Staat, Regierung und Armee zusammengesetzte Nationale Sicherheitsrat ist das höchste Entscheidungsgremium des Nato- Landes.

Nach Äußerungen des türkischen Staatspräsidenten Süleyman Demirel kurz nach Beginn der türkischen Offensive im Nordirak, die Militäraktion werde mindestens ein Jahr dauern, waren Befürchtungen laut geworden, die Türkei wolle im Nordirak eine „Sicherheitszone“ nach dem Vorbild des Südlibanon errichten. Die USA und die Staaten der Europäischen Gemeinschaft hatten die Türkei mehrfach aufgeforderten, die Aktion so schnell wie möglich zu beenden.

In den Kurdengebieten auf beiden Seiten der türkisch-irakischen Grenze haben schwere Kämpfe zwischen türkischer Armee und Guerilleros der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) am Osterwochenende viele weitere Tote gefordert. Nach Angaben des Generalstabs in Ankara wurden am Sonntag im Nordirak 18 PKK-Kämpfer getötet. Ihre Einheit hatte in der Nacht zuvor im Hamam-Tal einen Kilometer südlich der türkisch-irakischen Grenze einen Hinterhalt gelegt, elf türkische Soldaten getötet und acht weitere verletzt. Die Zahl der seit dem Beginn der Militäraktion im Nordirak getöteten militanten Kurden sei auf 464 gestiegen. Die eigenen Verluste der türkischen Armee wurden mit etwa 70 angegeben.

Bei Kämpfen in Türkisch-Kurdistan, wo parallel zum Irak-Einmarsch ebenfalls eine türkische Militäroffensive läuft, wurden nach Angaben aus Diyarbakir am Wochenende insgesamt 41 PKK- Kämpfer getötet.