„Voll brutal“

■ betr.: „Stargate“, Altersfreigabe ab 6 Jahre

Gewehr- und Bombenfeuer auf Zivilisten, Todesangst, durch Detonationen weggeschleuderte menschliche Körper und Folterszenen, wenn per Strom der Kopf solange zuckt, bis Blut aus Ohren und Nase dringt: Ein Kriegsfilm? Ein gewaltverherrlichendes Machwerk ab 18? Nein, dies sind Szenen aus dem Film „Stargate“, freigegeben ab 6 Jahren. „Voll brutal“, resümierte mein neunjähriger Sohn, „das ist ja ein Kriegsfilm. Geil.“

Alles fängt märchenhaft an, harmlos, versponnen, und man erwartet irgendwann einen neuen „Krieg in den Sternen“, der, weil zu phantastisch, etwaige Brutalitäten abmildern würde. Aber nein, ein beduinenähnlicher Volksstamm in irgendeiner Galaxie sieht genauso aus wie eine ethnische Gruppe im heutigen Ägypten oder Libanon. Auch der Weg, das Entkommen aus diesem Inferno, ist nur eine Lösung mit Gewalt. Die digitale Technik, die der Deutsche Roland Emmerich einsetzt – dafür hochgelobt in den USA –, steigert das kalte Entsetzen mit Perfektion und hypnotischem Effekt.

Mag sein, daß Charakter und Technik dieses Films eine (globale) Gesellschaft in ihrem Umfang und vor allem ihrem Konsum von Gewalt spiegeln. Mit sechs, neun oder auch zwölf Jahren werden bei diesem Film Kinderseelen verletzt, und die von Erwachsenen proklamierten Hochtugenden wie Menschlichkeit und Menschenwürde werden von denselben mit Füßen getreten.

Gehen Sie allein durch das „Stargate“, machen Sie sich ein Bild, entrüsten Sie sich. Vielleicht. Michael Nikodemus, Redakteur

beim Printprojekt „November“

– Zeitschrift für Einmischung

& Zivilcourage, Hürth