Sicherheiten gegen Dollarverfall

■ Mit Optionen und Termingeschäften können deutsche Exporteure zunächst ihr Wechselkursrisiko ausgleichen

Berlin (taz) – Manfred Bischoff machts dramatisch: Wenn der Dollar nicht bald wieder auf 1,60 Mark klettert, droht der Daimler-Benz Aerospace (Dasa) erneut ein dreistelliges Millionenloch. So gehe wahrscheinlich kein Weg daran vorbei, die Flugzeugproduktion aus München weg in den Dollarraum zu verlegen, unkt der Finanzvorstand und künftige Chef des Unternehmens. Mehr als 10.000 der noch übriggebliebenen 75.000 Dasa-Leute müßten dann mit einem blauen Brief rechnen. Ein harter Schlag, nachdem der Vorstandsvorsitzende Jürgen Schrempp im druckfrischen Geschäftsbericht noch von der Rückkehr in die Gewinnzone in diesem Jahr schwadroniert hatte.

Doch nicht überall haut der schwache Dollar so unmittelbar ins Kontor wie bei der Dasa. Denn nur etwa sieben Prozent aller deutschen Warenexporte im Gesamtwert von 685 Milliarden Mark werden in Dollar fakturiert. Über drei Viertel der deutschen Exporteure verlangen harte D-Mark für ihre Waren und sind somit unabhängig von Wechselkursschwankungen. „Die Kunden aber wollen die Aufwertungslast der Mark nicht alleine tragen“, hat Günter Albrecht, Leiter der Volkswirtschaftsabteilung beim deutschen Industrie- und Handelstag, beobachtet. Wer seine Kundschaft pflegen wolle, müsse halbe-halbe machen. Bei den übrigen Ausfuhren, die in Fremdwährungen abgewickelt werden, haben die Produzenten mehrere Möglichkeiten, sich gegen Kursrisiken abzusichern. „Am häufigsten werden dafür Optionen oder Terminkontrakte gewählt“, sagt Ronald Weichert, Pressesprecher der Deutschen Bank.

Optionsprämien werden an Spekulanten gezahlt, die den Handel damit rückversichern. Die Prämien sind relativ teuer, weil sie dem Exporteur die Wahl lassen, am Zahltag die Dollar, Lire oder Yen seines Kunden zu einem bestimmten Kurs in D-Mark umzutauschen – oder auch nicht. „Ist der Kurs günstiger als auf seinem Optionsschein, wird der Exporteur lieber direkt umtauschen und den Optionsschein verfallen lassen“, erklärt Gisela Hawickhorst von der Commerzbank-Pressestelle.

Desto weiter in die Zukunft gerichtet und desto günstiger der Umtauschkurs ist, desto mehr muß der Verkäufer seinem Optionspartner zahlen. Setzt der Lieferant beispielsweise auf einen Dollarkurs von 1,35 Mark in einem Monat, so muß er zur Zeit pro Dollar etwa zwei Pfennige Optionsprämie rechnen. Will er hingegen in einem Jahr einen Kurs von 1,45 garantiert haben, zahlt er etwa 13,5 Pfennig.

Bei Terminkontrakten vereinbaren die Vertragspartner hingegen zu einem festen Zeitpunkt einen festen Dollarkurs und schaffen sich so einen festen kalkulationsrahmen. Diese Kontrakte sind für den Exporteur wesentlich billiger, weil der Vertrag für beide Partner bindend ist und er die Hälfte des Risikos trägt. Außer einer Sicherheit, die beide bei der Terminbörse hinterlegen müssen, entstehen kaum zusätzliche Kosten.

Als dritte Möglichkeit, sicher zu kalkulieren, kann der Exporteur einen Kredit in der Höhe der zu erwartenden Zahlung in der Fremdwährung aufnehmen. Sofort tauscht er das Geld in D-Mark um und legt es in festverzinslichen Wertpapieren an. Sobald sein Kunde mit der Kasse rüberkommt, zahlt er den Kredit zurück und verwandelt seine Wertpapiere zurück in D-Mark. „Dieser relativ komplizierte Weg wird meist nur dann gewählt, wenn das Geschäft in exotischer Währung wie zum Beispiel in vietnamesischen Dong abgewickelt wird“, erklärt Ronald Weichert. Denn die Sicherung ist ebenfalls teuer: Nicht nur die Umtauschgebühren der Banken belasten die Bilanz, sondern auch die Differenz von Kredit- und Guthaben-Zinsen.

Gegen das langfristige Risiko der deutschen Exporteure, nämlich die billigere Konkurrenz im Ausland, gibt es allerdings keine Sicherung – außer selbst im Ausland zu produzieren. Annette Jensen