Solinger Einzeltäter?

■ 18jähriger will Brand alleine gelegt haben

Düsseldorf (AP) – Der wegen fünffachen Mordes beim Solinger Brandanschlag angeklagte 18jährige Christian R. hat vor einem psychiatrischen Gutachter gestanden, den Anschlag auf das Haus der Familie Genc im Juni 1993 alleine verübt zu haben. Der Leiter der Jugendpsychiatrie der Essener Uniklinik, Christian Eggers, sagte gestern vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht, er halte die Alleintäterschaft auch für die plausibelste der verschiedenen vom Angeklagten bisher gegebenen Tatdarstellungen. Christian R. sei in seiner Persönlichkeit viel zu egoistisch, um andere zu decken.

Im Prozeß selbst hat der Angeklagte bisher zu den Tatvorwürfen geschwiegen, jedoch erklärt, seine Mitangeklagten Markus G., Felix K. und Christian B. seien unschuldig. Nach seiner Festnahme hatte er dagegen in mehreren widersprüchlichen Geständnissen auch seinen Mitangeklagten Schuld gegeben. Jugendpsychiater Eggers berichtete, Christian R. habe nach eigener Aussage im Windfang des Hauses der Familie Genc eine Zeitung angezündet. Als ein Auto gekommen sei, habe er sie mal gelöscht und sei weggelaufen. Dann sei er aber zurückgekehrt und habe sie nochmals entflammt. Bei dem Brandanschlag waren fünf türkische Frauen und Mädchen ums Leben gekommen.

„Es hat eine gewisse Stimmigkeit, daß er nur Randale machen wollte“, sagte der Gutachter. Er billigte dem 18jährigen eine erheblich eingeschränkte Schuldfähigkeit zu. Christian R. leide unter schweren seelischen Störungen. Seine in immer wieder wechselnden Pflegeheimen und Pflegefamilien verbrachte Kindheit habe ihn vielfach traumatisiert. Sein Leben stehe praktisch unter dem Motto „Ich bin böse, deshalb werde ich geschlagen und deshalb muß ich schlagen“. Er sei fasziniert vom Feuer, das er beherrschen könne. Wegen seines Alkoholpegels am Tatabend ist Christian R. möglicherweise nur eingeschränkt schuldfähig.