Körperverletzung im Amt

■ Anklage gegen neun Polizisten erhoben

Berlin (taz) – Die Berliner Staatsanwaltschaft hat gestern Anklage gegen neun Polizisten erhoben. Den sieben Männern und zwei Frauen zwischen 23 und 37 Jahren werden in sieben Fällen unter anderem Beleidigung, Strafvereitelung im Amt, Körperverletzung im Amt sowie Verstöße gegen das Waffengesetz zur Last gelegt. Die Anklagepunkte betreffen den Zeitraum von Mai bis August letzten Jahres. Ebenfalls im August wurden sie alle vom Dienst suspendiert. Ein Prozeßtermin sei noch nicht anberaumt, teilte gestern Justizsprecher Frank Thiel mit.

Zwei der Angehörigen eines inzwischen aufgelösten Polizeizuges einer Direktionshundertschaft der Berliner Polizei, Torsten K. und Michel D., sollen im Mai letzten Jahres vier Verdächtige nach ihrer Festnahme im Mannschaftswagen mit Fäusten gegen den Kopf geschlagen und mit Knien getreten haben. Eine Polizeimeisterin soll einen der Festgenommenen heftig an den Ohren gezogen und einen anderen als „griechischer Nazi“ beschimpft haben. Fünf Angeschuldigte sollen tatenlos zugesehen haben. Polizeiobermeister Torsten K. wird außerdem beschuldigt, bei einem Einsatz gegen den illegalen Zigarettenhandel einen Rumänen mehrmals ins Gesicht und in die Rippengegend geschlagen zu haben. Auch dieser Vorfall soll von einem anderen Beamten beobachtet worden sein.

Bei Durchsuchungen im August 1994 wurden präparierte Handschuhe, Knüppel und unverzollte Zigaretten sichergestellt. Ein Angeschuldigter soll in seinem Umkleideschrank ein Schlagringmesser, ein Springmesser sowie einen umgebauten Gas- und Schreckschußrevolver aufbewahrt haben, um einen Kollegen vor Strafverfolgung zu schützen. Derzeit ermittelt die Berliner Staatsanwaltschaft in 137 Verfahren gegen Polizisten wegen Mißhandlung von Ausländern und Strafvereitelung im Amt. Bisher wurde in nur acht Fällen Anklage erhoben. Barbara Bollwahn