The Mighty Quinn

Buschige Augenbrauen haben kann ein jeder, aber ihnen gerecht werden, dazu braucht es schon einen Anthony Quinn, pardon, einen Anthony Rudolph Oaxaca Quinn. Metzger, Zementmischer, Boxer und Taxifahrer – alles, was den Mann zum Mann macht, hat er probiert; die innere Krachledernheit wurde noch abgerundet dadurch, daß sein Vater, ein Ire aus Mexiko, in der Armee des Revoluzzers Pancho Villa die Hauptstadt erstürmt hatte. Kaarrramba, mir kocht der Bluttt: seine Mutter war eine Mexikanerin aztekischer Abstammung. Die beiden gingen, einem Goldgräber-Impuls folgend, nach Kalifornien, wo der kleine Quinn in den Slums von Los Angeles beißen und kratzen lernte.

Wer sein Lieblingsautor war, ahnen Sie hier bereits: Ernest Hemingway. Der Figur, an der er ein Leben lang gemeißelt hat, kann man trotzdem nicht so recht übel wollen: Auch der rüdeste Zampano in „La Strada“ vermißt irgendwann seine Gelsomina, und der stiernackigste Alexis Sorbas ist vor allem überzeugter Hedonist. Sein Stanley Kowalski (den er in einer Broadway-Produktion von „Endstation Sehnsucht“ spielte, lange bevor man dort von Marlon Brando gehört hatte), sein Paul Gauguin, seine ewigen Griechen, Barrabas, der Glöckner von Notre Dame, Mongolenherrscher Kublai Khan, Propheten Mohammed, bis hin zum tyrannischen Italo-Vater in „Do the Right Thing“ haftet allen ein dionysisches Kraftmeiern an, und so wundert es nicht, daß er seine Autobiographie „The Original Sin“ nannte. Aber mit dem ihm eigenen Knattercharme schlägt er einem dann doch wieder ein Schnippchen: Die Skulptur, die er in den achtziger Jahren in Zürich zu großem Tamtam vorstellte, war – ein Apoll. mn