Akashi erfolglos in Bosnien

■ Erneut Angriff auf französische Blauhelme in Sarajevo / UNO-Beauftragter reist nach Pale

Sarajevo/Zagreb (dpa/rtr/AFP) – Französische Blauhelmsoldaten sind in Sarajevo erneut angegriffen worden: Eine Granate unbekannter Herkunft schlug am Mittwoch abend in einem Quartier der Franzosen ein. Dabei kam niemand zu Schaden. Während hochrangige Diplomaten der Kontaktgruppe in Wien über die Lage berieten, verlangten französische Regierungspolitiker ein Treffen der Außenminister Frankreichs, Deutschlands, Rußlands, Großbritanniens und der USA, um vor Monatsende doch noch eine Lösung zu finden. Die Regierung in Paris hat damit gedroht, ihre Truppen abzuziehen, wenn der Waffenstillstand nicht über das Monatsende hinaus verlängert wirde.

Der UN-Sonderbeauftragte Yasushi Akashi erklärte gestern in Sarajevo nach Verhandlungen mit Regierungschef Haris Silajdžić, daß seine Bemühungen gescheitert sind, die bosnische Regierung zur Verlängerung des Waffenstillstands über Ende April hinaus zu bewegen. Silajdžić begründete die Weigerung damit, daß der viermonatige Waffenstillstand nur die serbischen Eroberungen festgeschrieben habe. Statt dessen verlangte der bosnische Regierungschef erneut die Aufhebung des Waffenembargos, das „unmoralisch und ungerecht“ sei. Jetzt sei der Weltsicherheitsrat aufgerufen, die Serben zum Einlenken zu zwingen.

Trotz dieser negativen Antwort reiste der UN-Sonderbeauftragte in die Serben- Hochburg Pale vor den Toren Sarajevos weiter. Dort will er die Serben für eine Verlängerung des ohnehin sehr brüchigen Waffenstillstandes gewinnen. Die hatten das ebenso abgelehnt und statt dessen eine Großoffensive angekündigt.

Die Serben meldeten gestern heftige Artillerieangriffe der bosnischen Regierungseinheiten auf Brčko im Norden von Bosnien. Dort verläuft ein enger, aber lebenswichtiger Ost-West-Versorgungskorridor für die Serben. Nach diesen Informationen hat die bosnische Armee südlich von Sarajevo im Treskavica-Gebirge eine neue Front eröffnet. Auch im Majevica- Gebirge nördlich von Tuzla und anderen Regionen kam es nach übereinstimmender Darstellung wieder zu schweren Gefechten.