piwik no script img

Geheimniskrämer unter sich

■ Parlamentarische Kontrollkommission bringt kein Licht in Plutonium-Affäre

Bonn (taz) – Der erste Versuch der streng geheim tagenden Parlamentarischen Kontrollkommission (PKK) des Bundestages, mehr demokratische Öffentlichkeit zu schaffen, ist gescheitert: Auch Manfred Such, erster und bisher einziger Grüner in der PKK, konnte den wartenden Journalisten gestern nur sagen, daß er nichts sagen könne. Nach zweieinhalb Stunden außerplanmäßiger Sitzung hatten die neun Bundestagsabgeordneten, die den Geheimdienstleuten auf die Finger schauen sollen, gestern noch nicht eine Frage an die Verantwortlichen in der Affäre um den möglicherweise inszenierten Plutoniumschmuggel loswerden können. Bis dahin hatten sie lediglich den Erklärungen der Chefs des Bundesnachrichtendienstes (BND), Konrad Porzner (SPD), des Geheimdienstkoordinators im Bundeskanzleramt, Bernd Schmidbauer, und des Bundeskriminalamtes, Hans-Ludwig Zachert, zuhören müssen. Such hatte schon vor Beginn der Sitzung Zweifel daran geäußert, daß die PKK wesentlich zur Aufklärung der Affäre würde beitragen können. Sie werde aber die Grundlage für weitere Nachforschungen durch einen Untersuchungsausschuß bilden. Wenn die Geheimhaltungspflicht der PKK nicht gelockert werde, könne die Kommission ihren Kontrollauftrag nicht erfüllen.

Dem Argument Schmidbauers, der Plutonium-Deal sei eine „Präventivoperation“ gewesen, die einen Blick auf reale Gefahren durch Atomschmuggel erlaubt habe, ist die Internationale Atomenergieorganisation IAEO inzwischen indirekt entgegengetreten. Ihr Sprecher Hans Dietrich Meyer warnte vor „wilden Spekulationen“ über den Plutonium-Schwarzmarkt.

Auf dem illegalen Markt gebe es derzeit nicht einmal genug Plutonium, um eine einzige Atombombe zu bauen. Bombenfähiges Spaltmaterial sei bisher nur in vier Fällen und in jeweils geringen Mengen gefunden worden. Norbert Gansel (SPD) bezichtigte Schmidbauer gestern der Lüge. Schmidbauer habe behauptet, V-Leute seien bei dem Schmuggel nicht beteiligt gewesen; nun stelle sich heraus, daß nur V-Leute beteiligt gewesen sein. Andrea Dernbach

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen