Kommentar
: Bettvorleger

■ Über demokratische Grundrechenarten

Was ist bloß in den Bürgermeister, in seinen Finanzsenator, in die SPD gefahren? Da wollen sie auf Deibel komm raus ihre Linie beim Stadtwerke-Verkauf durchziehen, da knallen sie allen anderen Fraktionen während der entscheidenden Verhandlungsphase die Tür vor der Nase zu – ganz so, als wäre vor vier Jahren die Zeit stehengeblieben, ganz so, als könne die SPD wie weiland alleine regieren. Im Hinterkopf: Wenn erstmal Verträge auf dem Tisch liegen, wenn erstmal Bargeld lacht, dann werden die anderen schon mitziehen, mitziehen müssen. Die anderen aber, die husten ihnen was.

Jetzt kommt das böse Erwachen: Die SPD und ihr Spitzenkandidat sind bis auf die Knochen blamiert, peinlichste Szenen, in denen der Finanzsenator dabei erwischt wird, seinen eigenen Entwurf nicht zu kennen. Der Erpressungs-Luftballon – Bremen verliert Geld – geplatzt. Die SPD und ihr Spitzenkandidat haben gedacht, sie könnten mit großen Summen jonglieren, dabei haben sie die demokratischen Grundrechenarten noch nichtmal drauf. Man muß Mehrheiten bekommen, so simpel ist das. Für die Bremer SPD, so wie sie ist, für ihren Spitzenkandidaten scheint das eine Lektion zu sein, die sie leider auch nach drei Jahren Ampel immer noch nicht begriffen haben.

Nach dem Auseinanderbrechen der Koalition hat sich die SPD in Pose geworfen: „Klare Verhältnisse“. Heute muß man sagen: Als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet. Jochen Grabler