Nur Narren essen Tiere, der Weise ißt Gemüse

■ Chinesen wehren sich gegen Meldungen, wonach sie Hundefleisch verarbeiten

Gleich 300 Mitglieder hatten chinesische Vereine aus ganz Deutschland gestern im Hotel Schweizerhof aufgeboten, um ihre angekratzte Ehre zu retten. Vor einem Monat waren in Berliner Tageszeitungen Berichte erschienen, nach denen ein Mitarbeiter des Landesarbeitsamtes bei einer Überprüfung wegen illegaler Beschäftigung in einem Chinarestaurant den Körper eines geschlachteten Hundes entdeckt haben wollte. „Für den Normalchinesen ist der Verzehr von Hundefleisch so ungewöhnlich wie für Deutsche“, erklärte gestern der Pressesprecher des Chinesischen Vereins in Berlin, Su.

Nicht ohne Stolz verwies er auf ein Schreiben des Vizepräsidenten des Landesarbeitsamtes Berlin- Brandenburg, mit dem dieser sich für das Verhalten seines Untergebenen entschuldigte. „Ich stelle fest, daß die von dem Angestellten S. im Zusammenhang mit einem Zeitungsinterview gemachten Äußerungen, soweit sie Aussagen zu den in chinesischen Restaurants verwendeten Materialien zur Speiseherstellung betrafen, von der Aufgabenstellung der Bundesanstalt für Arbeit her nicht gedeckt waren. Feststellungen der gemachten Art hätten noch während der Aktion den begleitenden Mitarbeitern der Gewerbepolizei zur Kenntnis gebracht und gegebenenfalls von diesen untersucht werden müssen“, heißt es in dem Brief des Vizepräsidenten des Landesarbeitsamtes.

„Diesmal reicht es den freundlichen und geduldigen Chinesen“, versicherte der Vereinsvorsitzende Cheung und verwies auf den großen Schaden, den die Meldung den chinesischen Restaurantbesitzern zugefügt hat.

Denn nach der diskreditierenden Meldung war der Umsatz bei einigen der über 500 chinesischen Restaurants in der Stadt um bis zu 30 Prozent zurückgegangen. Einzelne Kunden kamen sogar mit dem Zeitungsbericht in ihre chinesischen Stammgaststätten und stellten die Betreiber zur Rede. In einigen Fällen soll es selbst zu Bombendrohungen gekommen sein.

Immer wieder von rhythmischem Applaus begleitet, wartete der chinesische Vereinsvorsitzende zum Schluß noch mit einem kleinen Gag für die versammelte Presse auf. Cheung projizierte mit einem Overhead eine Liste der sogenannten schwarzen Schafe unter den Restaurantbetreibern, in deren Betrieben Hundefleisch gefunden worden war: Es war eine weiße Leinwand.

Ob denn der Verzehr von Hundefleisch bei Chinesen verbreitet sei? Er persönlich kenne keinen, der sich einen Hund zu Gemüte führe, meinte Su. Zum Abschluß hatte er dann noch eine chinesische Weisheit parat: „Nur Narren essen Tiere, der Weise ißt Gemüse.“