Nach Usedom bitte umsteigen

■ Die Direktverbindung Berlin-Usedom wird von der Bahn wegen zu geringer Auslastung Ende Mai eingestellt / Bäder-Strecke existierte nur ein Jahr

Der Weg zur „Berliner Badewanne“ wird umständlicher: Die einzige Direktverbindung von Berlin zur Ostseeinsel Usedom wird Ende Mai eingestellt. Der Zug, der täglich um 7.16 Uhr von Berlin-Lichtenberg nach Wolgast fährt, ist nach Angaben der Deutschen Bundesbahn „nicht angenommen worden“. Die Auslastung habe nur bei 20 bis 30 Prozent gelegen, für einen rentablen Betrieb seien 50 Prozent Fahrgäste erforderlich.

Die Pressesprecherin der Deutschen Bundesbahn in Berlin, Irene Liebau, verwies darauf, daß mit dem Fahrplanwechsel zum 1. Juni der Interregio Berlin–Stralsund im Zweistundentakt fahren wird. Fahrgäste nach Usedom müssen dann allerdings in Züssow umsteigen. Zehn bis zwölf Minuten später fahre der Anschlußzug nach Wolgast ab. Die Fahrzeit beträgt damit insgesamt drei Stunden.

Die Direktverbindung Berlin– Wolgast ist offenbar aber auch ein Opfer der Bahnreform. Ab 1. Januar 1996 liegt die Entscheidung über Nahverkehrsverbindungen bei den Bundesländern. Berlin, Brandenburg und Mecklenburg- Vorpommern konnten sich nicht einigen, ob der Expreß als Nahverkehrs-, Regional- oder Fernzug fahren sollte. Davon hängt die Kostenverteilung zwischen den Ländern ab. „Das Land Mecklenburg- Vorpommern hat gesagt, für uns ist die Verbindung nicht so wichtig“, erklärte die Berliner DB-Sprecherin Irene Liebau. Mecklenburg- Vorpommern sei nicht bereit gewesen, die Strecke zu „bestellen und bezahlen“. Berlin hätte einspringen können, habe darauf aber verzichtet, weil mit dem Interregio eine „ausgezeichnete Anbindung“ vorhanden sei. Auf die Frage, warum der Direktzug nicht wenigstens am Wochenende aufrechterhalten wird, antwortete Liebau lapidar: „Fragen Sie das doch mal Mecklenburg-Vorpommern!“

Dort dementierte DB-Pressesprecher Hilmar Berlin heftig, daß die Direktverbindung nach Berlin als nicht wichtig erachtet werde. Der Usedom-Expreß werde nur wegen der geringen Nachfrage eingestellt. „Das ist die Wahrheit.“ Offenbar hätten die BerlinerInnen den „qualitativ besser ausgestatteten“ Interregio vorgezogen, der 10 Minuten früher abfährt, und dafür das Umsteigen in Kauf genommen, versuchte sich Hilmar Berlin in Erklärungen.

Nach Erfahrungen der taz-Lokalredaktion ist der Usedom-Expreß am Wochenende „proppenvoll“. Die Fahrt ans Meer ist ohnehin schon umständlich. Da mit dem Bau einer Eisenbahnbrücke zur Insel frühestens in zwei Jahren zu rechnen ist, müssen Urlauber in Wolgast in den Bus nach Zinnowitz umsteigen. Von dort geht es mit der Bäderbahn weiter nach Peenemünde, Ahlbeck oder Heringsdorf. win