■ Daumenkino
: Bad Company

Aggressiv, gesund und heterosexuell präsentiert sich Lawrence Fishburne in diesem Dienstleistungskrimi für Postgraduierte. „The Grimes Organisation“ in Form von Margaret Wells (Ellen Barkin) will ihn für mehrere schmutzige Operationen. Zunächst ist ein Konzernboß beim Sex mit seiner 16jährigen Nichte zu filmen, um ihn in einem Prozeß gegen eine Landkommune mundtot zu machen, bei der es selbstverständlich um an Giftmüll gestorbene Babys geht. Nichts leichter als das. Filmisch auch recht hübsch gemacht, geht der hübsche Fishburne mit einer kleinen Videokamera in fremder Leute Schlafzimmer einher und filmt weiße Jungs, die's nicht bringen. Polymorph pervers, bis in die Führungsetagen.

Fishburne glaubt hingegen, für sich selbst durchaus zu wissen, wem die Hose schlägt, und hat sich deshalb mit Old Margaret aufs ägyptisierende Kanapee begeben. Das sind die Stunden, in denen hohe Pläne reifen: Gemeinsam wollen sie Granddad Grimes erledigen und als Mann und Frau das Dienstleistungsunternehmen Mord & Totschlag leiten. Allein: Margaret hat andere Pläne. Kompromißlerisch beschläft sie alle Beteiligten und hat dabei nur im Sinn, die Pumps allein auf den Chefschreibtisch zu flezen, von Fishburne keine Rede. Hier maßt man sich natürlich Reminiszenzen an den Film noir an, zu dessen gutem Ton die Existenz eines blonden Gifts gehörte.

Spätestens nach 20 Minuten würde hier auch der Raymond-Chandler-geschulte Amerikaner vermerken: „The plot thickens“ und resigniert weinend es aufgeben, der sogenannten Handlung noch irgendwie zu folgen. Es kommen ein Richter, diverse Buchhalter aus Seattle, etwas norwegisches Holz und selbstverständlich auch die CIA ins Spiel. Eine aparte Freizeitbeschäftigung für diese 90 Minuten ist es, sich die handelnden Personen einfach wegzudenken. Die Stadtfotografie ist nämlich recht hübsch, ein gewisses bleiernes Licht, Stahlkonstruktionen, die leicht wirken wie Streichhölzer und Pirouetten auf diversen Plazas. Aber dann stören ja doch nur wieder die Leute.

Die Vorstellung ist allenthalben, daß die kriminellen Energien, die der Kalte Krieg noch moralisch wirksam zu binden verstand, heute in die Industrie fließen und deren traditionell honorablen Praktiken unterminieren. Kodizes fallen wie die Fliegen. Endlich ruhen auch die Protagonisten. mn

Regie: Damian Harris