Hungerstreik beendet

■ Verbesserungen auf dem Asylschiff

Gestern morgen beendeten die 370 Bewohner der Embrica Marcel ihren Hungerstreik. Neun Tage lang hatten sie das Essen auf dem Asylschiff verweigert, um einen 16 Punkte umfassenden Forderungskatalog durchzusetzen. Ein Teil der Forderungen blieb bei dem in der Nacht zum Mittwoch mit Staatsrat Hans Christoph Hoppensack erarbeiteten Verhandlungsergebnis auf der Strecke. Doch der Vertreter der Sozialbehörde sieht „keine Möglichkeiten zu weiteren Zugeständnissen.“

Er sagte zu, daß 36 Bewohner, die länger als 12 Monate auf dem Schiff sind, bis Ende Mai verlegt werden. Auch für die anderen soll eine maximale Verweildauer von 12 Monaten gelten. Die Behörde stellt den Schiffsbewohnern im Kohlehafen zukünftig 100 kostenlose BSAG-Karten, also durchschnittlich eine pro Zimmer, zur Verfügung. Der Kapitän soll dafür sorgen, daß die Rezeptvorschläge einer Küchenkommission befolgt werden. Das Essen soll mindestens einmal monatlich von der Sozialbehörde kontrolliert werden. Die Telekom wird ein Karten- und ein Münztelefon installieren. Die Wäschereinigung soll verbessert, der Deutschunterricht auf täglich zwei Stunden ausgedehnt und eine Bibliothek eingerichtet werden.

Das Taschengeld aber von 80 auf 200 Mark monatlich zu erhöhen, ist Sache der Bundesgesetze. Da könne Bremen nichts machen, folgert Hoppensack. Ebenso unsinnig sei die in einem Bürgerschaftsantrag formulierte Forderung der Grünen, den 1993 über fünf Jahre angelegten Chartervertrag für die Embrica vorzeitig zu kündigen: „Dann müssen wir einen Schadensersatz von 10 Millionen Mark zahlen und Platz für 400 Flüchtlinge schaffen.“

Michaela von Freyhold, Sprecherin der Flüchtlingsinitiative Schildstraße, sieht in den zugesagten Verbesserungen einen „Anfang“. Sie fordert die BremerInnen allerdings auf, die Flüchtlinge weiterhin zu unterstützen. Das Anti-Rassismus-Büro, die Flüchtlingssolidarität und andere laden heute um 16.30 Uhr zu einer Solidaritätskundgebung auf dem Marktplatz ein. dah