Aktive Neonazis

■ VS-Bericht Sachsen-Anhalts meldet Verdreifachung der Szene

Madgeburg (taz) – Die Zahl der aktiven Neonazis hat sich 1994 in Sachsen-Anhalt gegenüber dem Vorjahr verdreifacht. Auch die neonazistischen Aktivitäten hätten stark zugenommen, heißt es im Verfassungsschutzbericht 1994, den Innenminister Manfred Küchel, SPD gestern vorstellte. Regionaler Schwerpunkt der Neonaziszene in Sachsen-Anhalt ist die Harzregion um Wernigerode und Quedlingburg.

Entgegen dem Bundestrend nahm die Zahl von Gewalttaten gegen Ausländer deutlich zu. Verfassungsschutz und Landeszentralamt registrierten 1994 genau 777 rechtsextremistische Straftaten, das sind mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. „Diese starke Zunahme führen wir in erster Linie auf einen drastischen Anstieg von sogenannten Propagandadelikten zurück“, sagte Küchel. Die Zahl rechtsextremistischerGewalttaten sei dagegen von 132 auf 108 zurückgegangen. Die Hälfte dieser Gewalttaten richtete sich gegen Ausländer. Die fremdenfeindliche Gewalt hat damit in Sachsen-Anhalt sehr deutlich zugenommen. Die Zahl antisemitischer Straftaten ist von drei auf 41 deutlich gestiegen.

Insgesamt zählte der Verfassungsschutz in Sachsen-Anhalt 320 aktive Neonazis, allerdings seien davon nur rund 60 als Mitglieder neonazistischer Parteien und Organisationen anzusehen, hieß es. Insbesondere die neonazistische FAP habe durch massive Propaganda den Kreis ihrer Mitglieder und Sympathisanten deutlich vergrößern können. Es bleibe abzuwarten, welchen Gruppierungen und Organisationen die Mitglieder und Sympathisanten sich nach dem Verbot der FAP zuwenden.