Möglichst viel Spaß für alle

■ Die Leitung des Podewil wurde umstrukturiert. Eine neue künstlerische Leiterin und ein Geschäftsführer wollen es stärker zu einer Berliner Gesamteinrichtung machen

„Insbesondere“, sagt Margit Hohlfeld, „möchte ich für alle einen möglichst großen Anteil Freude.“ Margit Hohlfeld ist die neue künstlerische Leiterin beim Podewil. Eine sogenannte Findungskommission favorisierte aus 95 Bewerbern zwar auch einen Mitstreiter aus Paris. Der Aufsichtsrat des Podewil entschied sich jedoch gegen den Exoten und für die Berliner Variante: Hohlfeld studierte Regie und Theaterwissenschaften in Berlin und ist bereits seit 1993 wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektleiterin bei den Podewils. Früher arbeitete sie als Dramaturgin an verschiedenen Theatern der DDR sowie als Musikproduzentin im Ostberliner Rundfunk.

Sie bekenne sich voll und ganz zu den Zielen und Aufgaben ihres Vorgängers Hartmut Faustmann: Der Verwaltung der Spielstätten und der Entwicklung und Präsentation eines Programms mit eigenem Profil. Zudem möchte sie verstärkt die gesamte Spannweite der neuen Musik einfließen lassen. Auch Soloprogramme von Schauspielern müßten noch mehr gefördert werden. Der „Werkstattaspekt“ dürfe auf keinen Fall zu kurz kommen. Mit der Tanzwerkstatt werde das Podewil deshalb ebenso kooperieren wie mit internationalen Einrichtungen.

Das Podewil – zu dem auch das Theater am Halleschen Ufer und Die Schaubude, das Berliner Puppentheater, gehören – begann 1992 als Zentrum zeitgenössischer, aktueller und experimenteller Kunst, als internationale Begegnungsstätte für KünstlerInnen. Inzwischen haben die Projekte und Aufführungen der Berliner Kulturveranstaltungs- und -verwaltungs GmbH rund 28.000 BesucherInnen jährlich. In jedem Jahr gibt es ein grenzüberschreitendes Kulturprojekt: 1994 schlugen die Podewils eine Brücke nach Prag, in diesem Jahr steht Warschau auf dem Programm, 1996 wird es Moskau sein.

Hartmut Faustmann war bis dato Gründungsgeschäftsführer und künstlerischer Leiter des Podewil. Das Wachsen der administrativen Aufgaben brachte nun eine strikte Trennung dieser Funktionen mit sich: Neben Hohlfeld wurde Willi Großmann als Geschäftsführer eingestellt. 1988 leitete er ein Projekt im Rahmen von „Berlin – Kulturstadt Europas“, anschließend das internationale Jugend- und Kulturzentrum „Schlesische 27“. „Finanzressourcen bündeln“ und „die Aufenthaltsqualität steigern“, definierte Großmann seine neuen Ziele. Von Senatsseite heißt es, er habe „Erfahrungen mit der Akquisition von Sponsoren“.

Nach der alten Konzeption waren Faustmann drei Bereichsleiter für Musik, Theater und internationalen Kulturaustausch unterstellt. „Diese Teilung“, sagte Winfried Sühlo, Staatssekretär beim Senat für Kultur, vor der Presse, „hat sich nicht bewährt“. Das „Profil des Hauses“ habe sich „nicht einheitlich entwickeln können“. Nur noch für einzelne grenzüberschreitende Projekte, so Sühlo, soll neben Hohlfeld künftig jemand eingestellt werden.

Für Sühlo besteht eine große Aufgabe der neuen Führungsriege darin, das Podewil „stärker zu einer Berliner Gesamteinrichtung zu machen“. Man wünscht sich mehr BesucherInnen aus dem Ostteil der Stadt.

Für Hohlfeld eine große Herausforderung. „Natürlich“, sagt sie, habe sie „auch ein wenig Angst, ein wenig Kribbeln in der Magengrube.“ Tomas Niederberghaus