Und ewig lockt der Fisch

■ Wenig Artenschutz und viel Profit: Marokko und EU streiten über Fangquoten

Madrid (taz) – Die Verhandlungen über die Fischereirechte zwischen der Europäischen Union und Marokko kommen nicht so recht in Schwung. Das alte Abkommen läuft am Sonntag um Mitternacht aus. Für die 10.000 Mann Besatzungen der europäischen Flotte wird so der 1. Mai zum arbeitsfreien Tag – und die Tage danach wohl auch. Denn die Verhandlungen in Rabat wurden auf den 12. Mai vertagt. Die Verhandlungen mit Marokko kamen überraschend, hatten doch beide Seiten 1992 ein Abkommen für vier Jahre unterzeichnet.

Als sich nun beiden Seiten zusammensetzten, um eventuelle Änderungen vorzunehmen, nutzte Marokko diese Klausel, um alles neu zu verhandeln. Außenminister El Mostafa Sahel fordert jetzt eine Senkung der EU-Fangquoten um bis zu 65 Prozent je nach Fischart „aus ökologischen Gründen“. Schonzeiten sollen ausgedehnt und Fangquoten in marokkanischen Häfen überprüft werden. Vor allem die Spanier legen sich quer, weil ihre Fischer am stärksten betroffen wären: 4.000 Jobs seien gefährdet, warnen sie.

Die EU-Fischereikommissarin Emma Bonino hat einen Kompromißvorschlag gemacht: Europäische Boote könnten unter marokkanischer Fahne und mit gemischter Besatzung vor Marokko fischen. Beim Artenschutz sicherte die Europäische Union zu, „alle Maßnahmen zu befolgen, die Marokko auch seiner eigenen Flotte auferlegt“.

Trotzdem glaubt niemand mehr an ein schnelles Ende der Verhandlungen. Allein das spanische Fischereiministerium stellt 23 Millionen Mark bereit, um Reedern und Besatzung den Verdienstausfall bis zur Einigung zu erstatten. Reiner Wandler