Viel Schaum vor Wut

■ Schankschluß für Biergärten vor Sonnenuntergang! / Bayern kollabiert!

München (ap/taz) – „Schweinerei!“, „Katstrophe!“, „Sauerei!“ Freche Floskeln flirren seit Donnerstag überm bayerischen Himmel, zehntausendfach verstärkt. Denn die Schankzeiten der Biergärten sollen gekappt, das letzte Bier schon vor Sonnenuntergang gezapft werden. Diese Verfügung hat in Bayern dieselbe Wirkung, als würde einem Patienten der Intensivstation der Beatmungsschlauch aus der Luftröhre gezogen werden.

Die jahrhundertealte Biergartentradition wollen nun ansonsten steifleinerne Bayern per Gesetz vor ihrem „Niedergang“ schützen. Zig CSU-Politiker flehten gestern ihre Staatsregierung an, den Spielraum für Sperrzeiten in Biergärten flexibel zu halten und damit diesem Teil weiß-blauen Savoir-vivres absolute Priorität vor Einzelinteressen einzuräumen.

Am Donnerstag hatte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof die Öffnungszeiten für die 400 Jahre alte Waldwirtschaft Großhesselohe bei München auf 21.30 Uhr beschnitten und damit eine landesweite Wut-Welle ausgelöst.

Nach diesem wegweisenden Urteil bestehe jetzt die Gefahr eines „allgemeinen Biergartensterbens“, schrieb der Münchner Kreisverwaltungsreferent Hans- Peter Uhl in einem Appell an den bayerischen Innenminister Günther Beckstein. itz