Lufthansa verliert Kunden

■ Bundestagsabgeordnete wollen Airline wegen ihres Rushdie-Boykotts meiden

Berlin (taz) – Immer weniger Bundestagsabgeordnete wollen Lufthansa fliegen. „Ich schäme mich für ,meine‘ deutsche Fluglinie und deren Verhalten“, schreibt der SPD-MdB Jörg Tauss in einem Brief an die Airline. Tauss bezieht sich in dem Brief auf die Weigerung der Lufthansa, den durch einen iranischen Mordaufruf bedrohten Schriftsteller Salman Rushdie zu befördern. Diese Haltung nennt Tauss in seinem Brief „nicht akzeptabel – wer wie Sie einer politischen Erpressung quasi vorauseilend nachgibt, leistet den Menschenrechten einen schlechten Dienst“.

Als Anlage schickte Tauss der Lufthansa die „Lufthansa-Card“ zurück, die allen Bundestagsabgeordneten als „meinungsbildenden Kunden“ überreicht worden war. Die Inhaber der Karte dürfen sich auf Flughäfen in volksentrückten VIP-Lounges aufhalten.

Schon vor drei Wochen erklärte der CDU-Bundestagsabgeordnete Rupert Polenz in einem Brief an seine Fraktion, möglichst nicht mehr Lufthansa fliegen zu wollen (s. taz vom 8. April). Ähnliche Erklärungen liegen außerdem von dem SPDler Hans Wallow sowie von den Bündnisgrünen Andrea Fischer, Gila Altmann und Albert Schmidt vor. Die Bündnisgrünen erwägen eine Initiative der ganzen Fraktion gegen den Rushdie-Boykott der Lufthansa. thc