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: Face en face: Das Tele-Duell

Paris (AFP) – Frankreich hält den Atem an, wenn der Gaullist Jacques Chirac und der Sozialist Lionel Jospin heute abend vor einem Millionenpublikum zum großen Kandidatenduell im Fernsehen antreten. Die zweistündige Debatte nach US-Vorbild ist in Frankreich seit 1974 traditionell der Höhepunkt des Präsidentschaftswahlkampfs. Für Chirac und Jospin vielleicht die letzte Chance, in direkter Konfrontation ihre Wähler zu mobilisieren und Unentschlossene zu überzeugen.

Kandidaten, Berater und Medienverantwortliche bereiteten das Medienereignis seit Tagen fieberhaft vor. Der große Schlagabtausch wird generalstabsmäßig geplant, nichts bleibt dem Zufalll überlassen. Die Regeln der Debatte haben beide Seiten vorab minutiös festgelegt. Das reicht vom eigens angefertigten runden Tisch für die Kontrahenten und die beiden Moderatoren bis hin zur proporzgerechten Bildregie: Damit die Kamera nicht zur „politischen Waffe“ wird, entscheiden jeweils zwei Bildberater Chiracs und Jospins, ob ein Kandidat auf dem Bildschirm eingeblendet werden darf, während der andere spricht.

„Kein Kandidat, der sich die schweißnasse Stirn wischt oder in seinen Notizen blättert“, betont Chirac-Berater Alexandre Tarta, „aber ein Gesicht, wenn ein Kandidat – wie 1988 Mitterrand zu Chirac in einer Geheimdienstaffäre offenbar wider besseres Wissen – sagt: ,Auge in Auge, ich bestreite das‘.“

Chirac und sein weniger bildschirmerfahrener Rivale gingen am Wochenende mit ihren Beratern in Klausur, um sich mit Videokassetten und Argumentationstraining auf die Diskussion einstimmen zu lassen. Die beiden Starmoderatoren Alain Duhamel und Guillaume Durand wurden aus einer zwölf Namen umfassenden Vorschlagsliste der TV-Anstalten ausgewählt. Die Übertragung des TV-Duells, das es in vergleichbarer Form in keinem anderen europäischen Land gibt, wird sowohl vom größten Privatsender TF 1 als auch vom staatlichen Programm France 2 zur besten Abendsendezeit live übertragen und soll in insgesamt 70 Länder geschaltet werden.