Paketbombe in Frankfurter Postamt explodiert

■ Eine 35jährige Postangestellte stirbt infolge ihrer schweren Verletzungen / Elf weitere Personen verletzt / Polizei vermutet Absender im kriminellen Milieu

Frankfurt/Main (taz) – Kurz vor acht Uhr erschütterte gestern die Detonation einer Splitterbombe das Paketpostamt 2 im Frankfurter Stadtteil Preungesheim. Die in einem gewöhnlichen Paket versteckte Bombe explodierte, als eine 35 Jahre alte Postangestellte das Postgut auf einem Förderband zur Sortierung der Paketpost plaziert hatte. Die durch die Explosion schwer verletzte Frau verstarb vier Stunden später in einem nahegelegenen Krankenhaus. Drei schwer verletzte Paketsortierer sind nach Angaben des Krankenhauses inzwischen außer Lebensgefahr. Außerdem wurden acht weitere Postangestellte bei der Explosion verletzt.

Sechs Stunden lang begaben sich Beamte des Landeskriminalamtes (LKA) und der Polizei vor Ort auf Spurensuche. Gestern nachmittag stand dann fest, daß es sich bei dem Sprengkörper um eine Splitterbombe gehandelt hat. Zur Verstärkung der Sprengwirkung waren ihr Schrauben beigefügt worden.

Auf Nachfrage schloß ein Polizeisprecher „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ einen politischen Hintergrund aus. Der Absender der explosiven Paketsendung, so der Sprecher weiter, sei „eher im kriminellen Milieu“ zu suchen. So seien weder bei der Bundespost noch bei anderen bundes- oder landeshoheitlichen Institutionen oder bei Presseorganen Drohbriefe oder Vorwarnungen eingegangen. Der Post oder ihren Mitarbeitern, so der Polizeisprecher abschließend, habe der Bombenanschlag ganz bestimmt nicht gegolten.

Ein Sprecher der Post AG erklärte, daß das Paket für einen Empfänger in Frankfurt/Main bestimmt gewesen sein müsse. Bei der Explosion sei am Paketsortiersystem im Postamt 2 ein Sachschaden von etwa 30.000 Mark entstanden.

Angestellte und Arbeiter der Post standen am Vormittag sichtlich geschockt auf dem von der Polizei abgesperrten Hof ihrer Dienststelle. Allzu aufdringlich auftretenden Reportern privater Fernsehanstalten verweigerten sie sichtlich genervt die forsch geforderten Interviews. „Laßt uns doch in Ruhe!“ hieß es dann. Immerhin lagen zu diesem Zeitpunkt noch vier ihrer KollegInnen schwer verletzt in der Klinik.

Gegen 14 Uhr verstarb dann die 35jährige Paketsortiererin. Einer der jüngeren Paketfahrer am Tor schlug einen gedanklichen Bogen von den Giftgasanschlägen in Tokio über die Bombenexplosion in Oklahoma City bis zur Detonation der Splitterbombe in „seinem“ Zustellamt. „Verrückte“ seien da am Werk, meinte er anschließend, und die könne „keiner stoppen“. Klaus-Peter Klingelschmitt