Türkei beendet angeblich Invasion im Nordirak

■ Laut Ankara haben die meisten türkischen Soldaten Irakisch-Kurdistan verlassen / Verhandlungen mit Kurdenführer Barsani über Schutz vor der PKK

Ankara (dpa/taz) – Die türkische Armee hat ihre militärische Offensive gegen die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in Irakisch- Kurdistan gestern für beendet erklärt. Angeblich wurden die meisten der 10.000 türkischen Soldaten aus dem von irakischen Kurden kontrollierten Norden Iraks abgezogen.

Ein Sprecher des türkischen Außenministeriums erklärte gestern nachmittag, „ein paar hundert Mann“ würden auf irakischem Territorium bleiben, um „strategisch wichtige Hügel zu bewachen“. Zuvor hatte Verteidigungsminister Mehmet Golhan behauptet, es gebe jetzt überhaupt keine türkischen Truppen mehr in dem Gebiet. Die Regierung habe aber „vorbeugende Maßnahmen an der Grenze getroffen“.

Golhan bestritt Berichte, wonach die PKK-Guerillas in die von der türkischen Armee nun verlassenen Gebiete zurückgekehrt seien. „Falls sie [die Rebellen] zurückkehren, ist es ihnen nicht möglich, sich in den Gebieten wieder festzusetzen. Wir haben die Infrastruktur zerstört. Es gibt nichts mehr, wo sich die PKK verschanzen könnte. Wir haben ihre Verstecke bombardiert und zerstört“, sagte der Verteidigungsminister.

Die Türkei war am 20. März mit einer Streitmacht von 35.000 Soldaten rund 40 Kilometer tief in den Norden Iraks einmarschiert, um ein 15.000 Quadratkilometer großes Berggebiet nach Lagern der PKK zu durchkämmen. Dabei sind nach türkischen Angaben 600 PKKler und 70 türkische Soldaten ums Leben gekommen.

Die Regierung in Ankara hatte die Invasion damit begründet, daß die PKK von dem Autoritätsvakuum im Nordirak profitiere und von dort neue Gewaltaktionen gegen die Türkei vorbereitet habe. Anfang April hatte Ankara begonnen, seine Soldaten schrittweise abzuziehen.

Das türkische Außenministerium bemüht sich gegenwärtig in Gesprächen mit einer Delegation der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) des nordirakischen Kurdenführers Massud Barsani, die KDP als Gegenleistung für finanzielle Unterstützung zum Schutz der türkischen Grenzen vor der PKK zu verpflichten.

Zwei Tote bei Anschlägen in Istanbul

Istanbul (AP) – Mehrere Kurden haben gestern in einem südlichen Vorort Istanbuls Benzinbomben in Ladenlokale und Banken geworfen und dadurch Brände verursacht. Zwei Frauen starben an Rauchvergiftungen und eine weitere wurde ins Krankenhaus gebracht. Nach Angaben der Polizei wurden zwei Tatverdächtige festgenommen.