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Sieges-Parties überall

■ Großbritannien feiert Ende des Zweiten Weltkriegs / Kritik an Kohl-Formulierung "Verbrechen in deutschem Namen"

London (taz) – Bundeskanzler Helmut Kohl hat die Vereinigung britischer Juden sowie britische Veteranenverbände verärgert: Kurz vor seinem Abflug nach London, wo er am Wochenende an den Gedenkfeiern zum Weltkriegsende teilnahm, hatte er in einer Presseerklärung die Leiden der Menschen in den Nazi-Konzentrationslagern und der alliierten Soldaten auf den Schlachtfeldern mit dem Schicksal der deutschen Vertriebenen gleichgesetzt. Ein Sprecher der Königlichen britischen Legion, der rund 17 Millionen Veteranen und ihre Nachkommen angehören, sagte, es dürfe nicht vergessen werden, daß „die deutsche Nation der Aggressor war“.

In der vergangenen Woche hatten britische Zeitungen angemerkt, Kohl spreche stets von „den Verbrechen, die im deutschen Namen begangen“ worden seien. Man frage sich, so schrieben die Blätter sarkastisch, wer diese Verbrechen wohl begangen habe?

Die Feierlichkeiten ließ man sich vom Kanzler aber nicht verderben. Nach der Gedenkveranstaltung für die britischen Soldaten, an der am Freitag in Westminster Königin Elisabeth, die Mitglieder des Ober- und Unterhauses sowie mehr als 200 Kriegsveteranen teilgenommen hatten, begannen am Samstag landesweit die Feiern. Man hatte deshalb den Maifeiertag um eine Woche verschoben. Es finden landauf, landab etwa 1.200 Straßenparties statt, die größte davon im Londoner Hyde Park, wo insgesamt eine Million Menschen erwartet werden.

Am Samstag waren es 150.000, die zur Eröffnung des Festes durch die 94jährige Königinmutter gekommen waren. Das Festgelände im Hyde Park umfaßt 16 Hektar, es gibt ein Zeltdorf, einen gigantischen Globus aus Blumen, ein Hurricane-Flugzeug und eine Spitfire sowie künstliche Friedenstauben, das Symbol der UNO, die hoch über der Bühne schweben. Mit den echten Tauben hatte es Probleme gegeben: Bei Probeflügen hatten sich die Tiere als völlig orientierungslos erwiesen und mußten ausgetauscht werden.

An dem Empfang der englischen Königin und den beiden Konzertveranstaltungen im Hyde Park nahmen gestern mehr als 50 Staats- und Regierungschefs teil, darunter François Mitterrand, Helmut Kohl und der ehemalige König Michael von Rumänien, der als einziger Staatschef aus der Zeit des Krieges heute noch lebt. Ralf Sotscheck

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