Press-Schlag
: Skandal um Liza

■ 14jährige Südafrikanerin als jüngste dopende Leichtathletin überführt

Der Traum des Vaters unterschied sich kaum von dem vieler ehrgeiziger Eltern. Seine Tochter sollte zu einer berühmten Athletin werden und Rekorde brechen. Einen Rekord brach die 14jährige Südafrikanerin tatsächlich: Noch nie wurde eine so junge Athletin des Dopings überführt. Ein Dopingtest nach Südafrikas letzten Jugendmeisterschaften ergab Spuren des Anabolikums Nandrolon und des Aufputschmittels Fencamfamin im Urin des Mädchens. Nun droht eine vierjährige Sperre.

Dabei sollte Liza de Villiers sportliche Karriere den Weg aus dem Arbeiterviertel Alberton im Süden Johannesburgs bahnen. Dort geht die blonde, für ihr Alter besonders kräftig und muskulös wirkende Liza auf die Viljoen Technical High-School. Bei den Jugendmeisterschaften nahm sie an drei Wettbewerben teil. Im Weitsprung reichte es mit 5,66m zur Bronzemedaille. Und nun will es niemand gewesen sein. „Meine Tochter wurde hereingelegt“, behauptet Vater Johan de Villiers steif und fest. „Spiked“ lautete das englische Wort, das er benutzte, abgeleitet von den „Spikes“ unter den Schuhsohlen von Sprintschuhen. „Ich bin kein Drogen-Trainer“, beteuert Trainer Stephane Kotze, der einige von Südafrikas prominentesten Athletinnen trainiert.

Der Vater der ertappten Sportlerin präsentiert die üblichen Entschuldigungen: „Sie hat ein Erkältungsmittel von mir genommen.“ Eifersucht oder gar Neid unterstellt er als Motiv. Außerdem soll die Anti- Baby-Pille schuld sein, die angeblich zur Bekämpfung von Akne verabreicht wurde. Aber Chris Hattingh, Chef der Dopingkommission des südafrikanischen Leichtathletik-Verbandes schließt aus, daß die Urin- Proben deshalb auffielen: „Die Ergebnisse können dadurch nicht verursacht worden sein.“ Vor allem die Anabolika, die Liza de Villiers zu sich genommen haben muß, können fatale Nebenwirkungen haben, neben Männerstimme und Bartwuchs etwa spätere Kahlköpfigkeit oder Abhängigkeit von entsprechenden Mitteln.

Selbst dürfte die 14jährige Liza de Villiers sich die Substanzen kaum besorgt haben – zumal Nandralon in Südafrika rezeptpflichtig ist. „An Südafrikas Schulen ist Doping bei Leistungsportlern gang und gäbe“, sagt ein Sportfunktionär. Rita Engelbrecht, eine südafrikanische Hürdentrainerin, nimmt kein Blatt vor den Mund: „Der Vater betrachtete die 14jährige als Erwachsene.“ Im Verein mit dem Trainer regt Johan de Villiers sich nun vor allem darüber auf, daß der Name seiner Tochter im Zusammenhang mit dem Dopingskandal der Öffentlichkeit preisgegeben wurde – angesichts der Kindesmißhandlung wollen wohl vor allem Vater und Trainer sich schützen. Willi Germund, Johannesburg