Sarajevo: UNO will keine Nato-Hilfe

■ Gefahr für Blauhelme in Bosnien sei zu groß / USA kritisieren Ablehnung der Luftunterstützung / Bosnische Serben setzen in Waffensperrzone bei Sarajevo Panzer ein / Granatangriff auf Tuzla

Sarajevo (AFP/rtr/taz) – Die UN-Schutztruppen in Bosnien- Herzegowina (Unprofor) haben nach dem serbischen Granatenangriff auf Butmir bei Sarajevo, bei dem am Sonntag zehn Menschen getötet und Dutzende verletzt wurden, bewußt auf die Anforderung von Nato-Luftunterstützung verzichtet. Es werde keine Luftangriffe gegen die Serben geben, sagte Unprofor-Sprecher Alexander Iwanko am Montag abend in Sarajevo. Diese Entscheidung sei aufgrund der „möglichen Auswirkungen auf die UN-Mission“ getroffen worden. Iwanko betonte, daß der UN-Kommandeur für Bosnien, General Rupert Smith, an der Entscheidung beteiligt gewesen sei.

Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Madeleine Albright, hatte kurz zuvor in New York die UNO scharf kritisiert, weil sie zum wiederholten Male Nato-Luftangriffe gegen serbische Positionen bei Sarajevo abgelehnt habe. Ihren Angaben zufolge forderte Smith Nato-Luftunterstützung an.

„In der Frage der Luftunterstützung ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, sagte Albright. Nach Angaben des bosnischen UN-Botschafters Muhamed Sacirbey wurde die Anforderung der Nato- Unterstützung vom UN-Sondergesandten für Ex-Jugoslawien, Yasushi Akashi, in Zagreb niedergeschlagen. Anstelle einer Drohung mit militärischer Gewalt wurde den bosnischen Serben ein Protestschreiben übermittelt wurden. Sacirbey sagte, bei weiteren Angriffen würden die Regierungstruppen in der für schwere Waffen gesperrten 20-Kilometer-Zone um Sarajevo „umgruppiert“.

Diese Truppen wurden am Montag abend direkt von serbischen Soldaten angegriffen. Zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr setzten die Serben dabei auch Panzer ein. Außerdem blockierten oder besetzten serbische Truppen drei Sammellager der UN-Truppen, in denen schwere Waffen der Serben verwahrt werden. In einem der Lager machten serbische Soldaten einen Mörser des Kalibers 82 Millimeter feuerbereit und schossen damit auf die Stadt. Die UN-Beobachter zählten 2.046 Geschosse in 24 Stunden, die Zahl der starken Detonationen in diesem Zeitraum wurde mit 70 angegeben. Zur Verletzung von UN-Schutzzonen kam es auch in Tuzla, wo zwei schwere Mörsergranaten einschlugen. Neun Personen wurden laut UN verwundet, fünf davon schwer. An den Grenzen der beiden UN- Schutzzonen Goražde und Srebrenica nahmen die Kämpfe zu.