„Ich war persönlich betroffen“

■ SAP-Gründer Dietmar Hopp über seine Vorbilder und seine Kritiker und die Pressefreiheit

taz: Oft werden sie mit Bill Gates und seiner Firma Microsoft verglichen, die Programme von der Stange auf dem Computer- Massenmarkt eingeführt hat. Ist das ihr Vorbild?

Dietmar Hopp: Bill Gates leistet Großartiges und ist deshalb für viele, so auch für mich ein Vorbild. Aber Sie dürfen das nicht so verstehen, daß meine Kollegen oder ich versuchen, ihm nachzueifern. Das wäre fatal, weil es ganz sicher schiefginge. Microsoft und SAP sind zwei grundverschiedene Firmen und dies nicht nur wegen des von Ihnen angesprochenen unterschiedlichen Zielmarktes, sondern auch wegen der außergewöhnlichen Persönlichkeit des Bill Gates, die es eben bei uns nicht gibt.

In Deutschland hat SAP den Großkundenmarkt nahezu ausgeschöpft. Der Mittelstand und eine Ausweitung der Geschäfte ins Ausland sollen das Wachstum in Gang halten. Wo will SAP denn im Jahr 2000 stehen?

Es gibt eine ganze Reihe von Experten, die den weltweiten Umsatz im Bereich der Standardsoftware mit mehr als 20 Prozent jährlich wachsen sehen, und das bis zur Jahrtausendwende. In der Vergangenheit lagen wir stets deutlich über dem Durchschnitt, und ich sehe keinen Grund, warum sich dies ändern wird.

Warum haben sie sich dann so aufgeregt über einen kritischen Bericht in der „Wirtschaftswoche“?

Weil Unwahrheiten darin standen, die wir nicht unwidersprochen hinnehmen konnten. Persönlich betroffen war ich auch, weil ich immer davon ausgegangen bin, daß die weitgehende Pressefreiheit und der damit verbundene Schutz des kritischen Journalismus als Pendant ein striktes Bemühen um Wahrhaftigkeit der Berichterstattung haben muß. Dieser Artikel und die Begleitumstände, vor allem aber die weitgehende Ohnmacht der Betroffenen, haben uns um eine neue, bittere Erfahrung reicher gemacht.

Man hat sie auch darin mit Bill Gates verglichen, daß sie beim Verkauf der Software Provisionen den Herstellern der Hardware erhalten haben sollen.

Genau das ist eine dieser Unwahrheiten. Aber ich bin zuversichtlich, daß unsere Kunden der SAP mehr vertrauen als diesem Journalisten, dessen Motive wir noch nicht kennen.

Wenn sie heute nur ein junger Mitarbeiter der SAP wären, welche eigene Firma würden Sie dann gründen?

Zunächst würde ich sehr genau bewerten, was ich als Mitarbeiter der SAP aufgeben müßte. Ich bin sicher, daß in der heutigen Zeit eine Firma, wie es die SAP 1972 war, nicht mehr den Durchbruch schaffen könnte, weil es ohne Kapital nicht mehr geht. Deshalb würde ich einem Dreißigjährigen empfehlen, weiterhin die SAP mitzugestalten. Fragen: Jochen Wegner