Noch tappen die Ermittler im dunkeln

■ Beim Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge verfolgen die Behörden noch keine konkreten Hinweise / Die Polizei schweigt zur nachlässigen Bestreifung

Lübeck/Kiel (taz/dpa) – Auch am zweiten Tag nach dem zweiten Anschlag auf die Lübecker Synaggoge innerhalb von 14 Monaten hat die Bundesanwaltschaft noch keine heiße Spur von den Tätern. Oberstaatsanwalt Klaus Pflieger erklärte gestern, 61 Spuren würden derzeit bearbeitet. Aus der Bevölkerung seien bislang keine Hinweise eingegangen.

Gemeinsam mit der schleswig- holsteinischen Landesregierung hat die Bundesanwaltschaft bereits am Montag für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, eine Belohnung von 100.000 Mark ausgesetzt. Beim Anschlag vom 25. März 1994 waren entscheidende Tips, die zur Ergreifung der Täter führten, aus der Bevölkerung gekommen. Zu den Diskussionen um die Sicherheitsmaßnahmen für die Synagoge schwieg das Kieler Innenministerium auch gestern, erneut wurde auf einen Bericht des Innenministers verwiesen, der heute vor dem Innen- und Rechtsausschuß des Kieler Landtages vorgelegt werden soll.

Winfried Buttgereit vom Landeskriminalamt Kiel erklärte, die Schutzmaßnahmen in der Tatnacht hätten eine hohe, aber nicht die höchste Stufe gehabt. Der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde, Heinz Jaeckel, hat sich gegen die Diskussion um ein eventuelles Sicherheitsversäumnis der Polizei gewandt. „Es geht nicht primär um die Sicherheit, sondern darum, daß so was in unserer Gesellschaft überhaupt passiert.“ Sie hätten die Polizei „natürlich nicht weggeschickt“, sagte Jaeckel. Es gebe jedoch einen Unterschied zwischen objektivem und subjektivem Sicherheitsempfinden. Es sei Sache der Polizei, nach Einschätzung aller Kriterien ihre Maßnahmen zu treffen.

Die taz hatte gestern berichtet, daß Mitarbeiter des jüdischen Gotteshauses erzählten, daß die polizeilichen Schutzmaßnahmen in letzter Zeit erheblich nachgelassen hätten. Wie verlautet, soll es sich dabei um die schwächste Stufe am Tage gehandelt haben, in der Nacht sei stündlich bestreift worden. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe als oberste Anklagebehörde hatte am Sonntag das Verfahren übernommen. Eine Sonderkommission des LKA wurde eingesetzt. Ermittelt werde wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung. kek