Skinheads in Haft

■ Wegen Mordes an Marokkaner in Paris während Front-National-Demo

Paris (taz) – Ein 19jähriger aus der nordostfranzösischen Stadt Reims hat gestern den Mord an Brahim Bourham gestanden. Der Marokkaner war am 1. Mai während einer Demonstration der rechtsextremen „Front National“ (FN) in Paris in die Seine geworfen worden und ertrunken. Mickael F. erklärte, er habe an jenem Tag „viel getrunken“, bevor er den Marokkaner „geohrfeigt“ und „gestoßen“ habe.

Der Franzose, der vor einem Monat seinen Militärdienst beendet hatte und zur Tatzeit bei seinen Eltern wohnte, wurde am Dienstag abend zusammen mit drei weiteren etwa gleichaltrigen Männern in Reims festgenommen – allesamt Skinheads, die am 1. Mai auf der Pariser Carrousel-Brücke vor dem Louvre aus der FN-Demonstration ausgeschert und zu dem Uferweg an der Seine hinabgestiegen waren, wo Brahim Bourham spazierenging. Auf ihre Fährte führten Zeugenaussagen und die Videofilme von der Demonstration, die der „Ordnungsdienst“ der FN nach zweitägigem Zögern der Polizei übergab.

Einige von ihnen gehören nach Polizeiinformationen zu der Neonazigruppe „×uvre française“. Keiner von ihnen ist Mitglied der „Front National“. Die Familie des Hauptverdächtigen erklärte gestern, Mickael habe „zum ersten Mal“ an einer FN-Demonstration teilgenommen. „Immigranten hat er nicht besonders gemocht“, sagte sein Vater, aber ein Rassist sei Mickael nicht.

Wie schon im Falle des während des Präsidentschaftswahlkampfes von FN-Plakatklebern in Marseille erschossenen jungen komorischstämmigen Franzosen hatte auch diesmal FN-Parteichef Jean-Marie Le Pen jede Verantwortung abgelehnt und von „Provokationen“ gesprochen. Gestern zog sich die „Front National“ mit einer Presseerklärung aus der Affaire, wonach der Tatverdächtige „weder Parteimitglied noch Sympathisant“ sei und vermutlich „nicht einmal zu einer Skinheadbande“ gehöre. dora