Volkswagen baut Häuser

■ VW Südafrika beginnt im Juni Billighäuserproduktion für 7.500 Mark

Johannesburg – Von der Volkswagen zur Volkshaus AG – die Volkswagen AG wird im Juni in Südafrika mit der Fertigung und dem Verkauf von Einfachhäusern beginnen.

Wie der Chef des Wolfsburger Automobilkonzerns, Jose Lopez de Arriortua, gestern während des Weltwirtschaftsforums über das südliche Afrika in Johannesburg mitteilte, sollen sie zunächst an Arbeiter des Unternehmens in der Stadt Uuitenhage nahe der Stadt Port Elisabeth an der südafrikanischen Küste angeboten werden. In einem zweiten Schritt werden sie dann in Brasilien verkauft, bevor sie auch auf dem freien Markt zu haben sein werden.

Die 7.500 Mark teuren Häuser aus einem sieben Zentimeter dicken Kunststoffmaterial werden zwei Zimmer, Küche, Wohnzimmer und Bad haben. Sie sollen laut dem Volkswagen-Manager innerhalb von drei Tagen gebaut werden können. Die ersten Häuser will Lopez de Arriartua höchstpersönlich zusammen mit Heinrich Holtmann, dem Manager des südafrikanischen Volkswagen- Zweigs, in eigener Handarbeit aufbauen.

Der Billighausbau paßt in eine Konzernstrategie, die Lopez de Arriortua gestern in Johannesburg während der mit Staatschefs und rund 400 Managern hervorragend besetzten Konferenz verkündete. „Südafrika muß Volksautos und Volkshäuser bauen.“

Das Weltwirtschaftsforum in Johannesburg hatte sich in den vergangenen zwei Tagen vor allem mit dieser Migrationsthematik auseinandergesetzt. Das Forum mit Sitz in Genf hat das Ziel, Kontakte zwischen Wirtschaft, Politik und Wissenschaft herzustellen und internationalen Austausch zu organisieren.

Am Kap der Guten Hoffnung senkte der Volkswagen-Konzern kürzlich die Preise des in Uitenhage gebauten Citi-Golf. Das Fahrzeug basiert auf dem A1- Golf-Modell, wie das erste Modell des Käfer-Nachfolgers Mitte der siebziger Jahre genannt wurde und entwickelte sich seit der Preissenkung zum Verkaufsrenner.

Volkswagen avancierte wegen der steigenden Verkäufe des Citi Golf zur Nummer Eins auf dem südafrikanischen Markt. Laut Heinrich Holtmann bestehen Pläne, den Kleinwagen auch im restlichen Afrika stärker anzubieten.

Im Billighausbau sieht Volkswagen am Kap Chancen, weil großer Nacholebedarf besteht. Rund sieben Millionen Südafrikaner leben in Wellblech- und Pappkarton-Hütten.

Die Immigration nach Südafrika aus den ärmeren Nachbarländern, aber auch aus Zaire, bringt jährlich Hunderttausende neue Wohnungssuchende in die großen Städte am Kap. Allein in einer Armensiedlung am Rande Johannesburgs etwa, so schätzt die Polizei, sollen mehr als 30.000 Mosambikaner leben.

Die Regierung unter Nelson Mandela will in den kommenden Jahren einen Schwerpunkt auf den Wohnungsbau legen. Lopez de Arriartua dementierte freilich, daß die Volkswagen AG Pläne hege, sich in „Volkshaus AG“ umzubenennen. Willi Germund