Vorbeugender Polizeigewahrsam

■ Polizei nahm vorübergehend 71 rechte Jugendliche fest

Sonneberg (dpa) – Die Polizei hat am Wochenende in Südthüringen insgesamt 71 Jugendliche, die überwiegend der rechten Szene zugehören, vorübergehend festgenommen. Die Jugendlichen wollten offenbar an einem verbotenen Trauermarsch teilnehmen, mit dem sie an den vor einer Woche bei Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Jugendlichen erstochenen Sandro Weilke erinnern wollten. In den meisten Fällen erfolgten die Festnahmen der in der Mehrzahl aus Thüringen stammenden Jugendlichen „vorbeugend“. Die Polizei wollte weitere Auseinandersetzungen oder Racheakte der rechten Szene verhindern. Bis auf sechs mutmaßliche Rädelsführer wurden bis gestern alle 71 wieder auf freien Fuß gesetzt, teilte die Polizei mit.

Nach Angaben des Polizeipräsidiums wird in 13 Fällen wegen Verstoßes gegen das Waffen-, Betäubungsmittel- und das Versammlungsgesetz ermittelt sowie wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Dreißig der Festgenommenen seien der Polizei bereits wegen Gewaltdelikten bekannt. Nach einer tödlichen Auseinandersetzung zwischen rechten und linken Jugendlichen am vergangenen Wochenende hatten die Behörden mit Vergeltungsaktionen rechtsgerichteter Kreise gerechnet. Bundesweit habe die rechte Szene zu einer Versammlung in der Region Sonneberg aufgerufen. Der Trauermarsch für den getöteten 22jährigen am Samstag war aus Sicherheitsgründen verboten worden. Für den gesamten Landkreis Sonneberg galt Versammlungsverbot. Weilke war nach Messerstichen durch einen 15jährigen gestorben, der inzwischen in Untersuchungshaft sitzt.