Atomversuch in China

■ Bombe unterirdisch in der Westprovinz Xinjiang gezündet

Peking (AP/taz) – Zwei Tage nach der New Yorker Konferenz über den Atomwaffensperrvertrag hat China erneut einen unterirdischen Atomwaffenversuch ausgeführt. Der Sprengsatz wurde wie bei den vorangegangenen 41 Tests auf dem Militärgelände von Lop Nor in der westchinesischen Provinz Xinjiang gezündet. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete dies knapp und erklärte, China werde erst dann sein Testprogramm einstellen, wenn alle Staaten verbindlich auf die Erprobung von Atomwaffen verzichteten. Das seit 1992 beachtete Moratorium der anderen Atommächte wird von China nicht befolgt.

Die gezündete Atombombe hatte nach Messungen des Seismologischen Zentrums in Australien eine Sprengkraft von schätzungsweise 40 bis 150 Kilotonnen TNT. 1994 sind zwei chinesische Atomwaffenversuche bekanntgeworden. Für dieses Jahr werden fünf Zündungen in Lop Nor erwartet.

Japans Außenministerium protestierte gegen den Atomtest. Der australische Außenminister Gareth Evans erklärte, er sei zutiefst enttäuscht, daß China erneut die internationalen Proteste gegen das Testprogramm mißachtet habe.

China macht geltend, das Testprogramm werde „mit großer Zurückhaltung“ betrieben. Seine Regierung strebe jedoch „das völlige Verbot und die gründliche Zerstörung von Atomwaffen“ an, sagte ein Sprecher des Pekinger Außenministeriums. Peking rufe alle anderen Atommächte dazu auf, den Verzicht auf einen atomaren Erstschlag vertraglich festzulegen. Chinas Atomwaffenarsenal ist mit schätzungsweise 250 bis 300 Sprengsätzen das kleinste der fünf offiziellen Atomstaaten.

Am Montag gab Xinhua die Stillegung des ältesten Entwicklungs- und Produktionszentrums für Atomwaffen in der westlichen Provinz Qinghai bekannt.

Auf der am Samstag beendeten New Yorker Kernwaffenkonferenz verbanden die Mitgliedsstaaten die unbefristete Verlängerung des Sperrvertrags mit der Bedingung, daß bis 1996 ein umfassendes Teststoppabkommen unterzeichnet werden muß.