Pflichtlektüre

■ betr.: „Nachschlag“ (Borcherts „Draußen vor der Tür“ im Carrou sel Theater, taz vom 10. 5. 95

[..] Selbst wenn es eine schlechte Inszenierung von „Draußen vor der Tür“ gewesen sein sollte, was ich nicht weiß, ist eine Kritik nicht nur Theaterkritik. Sie ist auch Kritik an Borcherts Werk. Eine ungerechtfertigte, hämische, spöttische, inhumane Kritik. Natürlich war Wolfgang Borchert verzweifelt durch Krieg und Krankheit. Trotzdem hoffte er auch, trotz Schwindsucht und der Todesangst im Nacken. Er war betroffen. Betroffen vom Krieg, vom Nachkriegsdeutschland und der Verdrängung des Furchtbaren. Ich plädiere für „Draußen vor der Tür als Pflichtlektüre in den Schulen, heute mehr denn je.

[...] Ich habe als 16jähriger das Buch von Borchert gelesen, es hat mich zutiefst betroffen gemacht. Ich bin jetzt 36, und es ist immer noch eins meiner Lieblingsbücher. Und wenn mein Sohn in 15 Jahren 16 sein wird, gebe ich es ihm zu lesen. Mal sehen, was er sagt. Hans-Walter Krause