Macht den Palast auf!

■ Bürgerinitiative hat Vorschläge für eine leuchtende Zukunft in Erichs Lampenladen

In Erichs Lampenladen sieht's düster aus, der Palast der Republik steht so vor sich hin und erregt bloß als Politikum, nicht aber als einladendes Gebäude die Gemüter. Das soll nach dem Willen des Aktionsbündnisses „Macht den Palast auf!“, eines seit Herbst 1994 existierenden Zusammenschlusses von Bürgerinitiativen und Privatpersonen, anders werden. Die Anhänger des Palasts wollen mit eigenen Vorschlägen zu dessen Nutzung, Gestaltung und Trägerschaft zu einer öffentlichen Debatte über den asbestbelasteten Bau auffordern. – „Wir möchten uns nicht vorwerfen lassen, wir hätten nur palavert“, erklärt die Kunsthistorikerin Barbara Kündiger den Grund für die aufwendige Einmischungsarbeit. Nachdem Bauminister Töpfer stets verkündete, die Entscheidung über den Palastabriß hänge von einem Nutzungskonzept für das Stadtareal in Mitte ab, hatten Anfang April etliche Leute aus den Bereichen Architektur, Kunst und Politik sowie ehemalige Mitarbeiter des Palasts ihre Ideen gemeinsam mit der Architektenkammer Berlin diskutiert. Das Ergebnis wurde in einer Dokumentation zusammengefaßt, die nun Töpfer sowie den Senatoren Nagel und Hassemer übergeben wird. Die Herren sollen unter Druck gesetzt werden, endlich die Vorstellungen aus der Bevölkerung in ihre Entscheidung einzubeziehen.

Die zentrale Idee des Diskussionsangebots der Bürgerinitiative geht davon aus, die einstige Renommierhütte der DDR als ein öffentliches „kulturell-kommunikatives Zentrum“ in der Stadt, das noch dazu medial weltweit vernetzt ist, weiterzubetreiben. Außerdem könne es nicht zuletzt ein Ort des Dialogs zwischen BürgerInnen und Staat sein, da sich der Palast in unmittelbarer Nähe zu den Staatsgebäuden im Spreebogen befinde. Bleibt natürlich die Frage der Finanzierung. Die „Macht den Palast auf!“-Rufer könnten sich als Träger eine öffentliche Stiftung, in der neben Bund und anderen Ländern auch Berlin und der Bezirk Mitte vertreten sein sollten, vorstellen. Bis zum 22. Mai – dann tagt der Ausschuß Bonn-Berlin – will die Bürgerinitiative den Politikern noch Zeit geben, auf die Mitspracheforderung zu reagieren. Gunnar Leue