Keine Gnade für Davis

■ Todesstrafe in Illinois vollstreckt

Washington (taz) – Trotz öffentlicher Proteste und zahlreicher Indizien für seine Unschuld ist gestern morgen im US-Bundesstaat Illinois der 37jährige Girvies Davis exekutiert worden. Der Afroamerikaner war 1979 für den Mord am 89jährigen Charles Biebel zum Tode verurteilt worden. Ein angeblich von Davis handschriftlich verfaßtes Geständnis über elf Verbrechen, darunter der Mord an Biebel, war die einzige Grundlage für das Urteil; doch Davis, der aufgrund der Folgen eines Verkehrsunfalls an einer geistigen Behinderung litt, konnte das Bekenntnis nicht verfaßt haben: Er war damals Analphabet.

Davis' Anwälte hatten bis zuletzt Todesstrafengegner mobilisiert. Gouverneur Jim Edgar erhielt über 1.000 Protestbriefe via e-mail. Doch offensichtlich wollte Edgar weder die Gnadenappelle noch die Stimme von Girvies Davis zur Kenntnis nehmen, die ebenfalls über Computer zu hören war: „Ich bin kein Mörder. Und ich kann nicht für eine Tat Reue zeigen, die ich nicht begangen habe.“ – Im US- Bundesstaat führte derweil das Versagen moderner Technologie in der Nacht zum Dienstag fast zu einer weiteren Exekution. Der 39jährige Darrell Gene Devier saß bereits mit rasiertem Kopf in der Todeszelle, um auf den elektrischen Stuhl geschnallt zu werden, als der Oberste Gerichtshof in Washington einen Hinrichtungsaufschub gewährte. Doch in Georgia hatte ein Sturm sämtliche Telefonleitungen des Gefängnisses außer Kraft gesetzt. Der Generalstaatsanwalt mußte im Auto auf einen nahe gelegenen Hügel rasen, um per Funktelefon das Gefängnis zu informieren. Der Stromausfall hätte nämlich den elektrischen Stuhl nicht außer Kraft gesetzt; der hat einen eigenen Generator. anb