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■ Mit Greenpeace auf du und duEiserner Besen wartet

Berlin (taz/AFP) – Greenpeace steckt international in einer Krise. Nicht nur weil die Spendenaufkommen weltweit zurückgehen. „Angesichts interner Managementprobleme drohen wir die Fähigkeit zu internationalen Kampagnen zu verlieren“, sagt der deutsche Geschäftsführer Thilo Bode heute in einem Stern-Interview. Damit meint er jedoch nicht seine eigene Länderorganisation.

Mit 71,2 Millionen Mark Einnahmen, davon 65 Millionen Mark Spenden bringt der deutsche Verband fast soviel Geld in die Kassen wie die 134 Millionen Dollar aller 29 anderen Greenpeace-Büros der Welt zusammen. Der Spendenrückgang trifft auch den internationalen Teil der Umweltschützer in Amsterdam. Sie werben nicht selbst um Spenden. Laut Satzung gehen jedoch 24 Prozent aller Spenden an das Zentralbüro und überregionale Kampagnen.

„Das deutsche Übergewicht schafft Unwohlsein“, sagt Bode. Trotzdem fordert er die anderen Büros auf, nicht „familiär, sondern wie ein modernes Unternehmen“ zu arbeiten. Der Dialog mit der Industrie müsse mehr gesucht werden und nicht nur die Umweltverschmutzung angeprangert werden.

Damit empfiehlt sich der bullige Deutsche für das Amt des Geschäftsführers von Greenpeace International in Amsterdam. Dort wird schon seit einem Jahr ein neues Oberhaupt gesucht. Nachdem zwei Bewerbungskommissionen mühsam aus vielen Kandidaten einen passenden herausgesucht hatten, sagte der vor kurzem ab – „aus persönlichen Gründen“. Vielleicht liegt es am Gehalt. Denn gemessen an den Anforderungen verdient der internationale Boß mit etwa 10.000 Mark im Monat soviel wie der deutsche und gemessen an der Industrie eher wenig.

Thilo Bode hat seine Hausaufgaben gemacht und die Organisation in Deutschland auf 113 Angestellte gestrafft. Das hält er auch auf internationaler Ebene für nötig. Er fordert jedoch die klare Unterstützung der wichtigen Greenpeace-Gremien. Offiziell stellt ihn dann der Aufsichtsrat mit Sitz im südenglischen Lews ein. An dessen Spitze steht mit Uta Bellion ebenfalls eine Deutsche. Reiner Metzger

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