Durchgehende Phantasie

■ betr.: „Hanau ohne Russenmox“, taz vom 10. 5. 95

Manchmal geht auch Leuten, die es besser wissen – oder besser recherchieren müßten –, die Phantasie durch: Angeblich soll die Nuklearexpertin der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung auf „Tauchstation“ gegangen sein. taz-Autor Klaus-Peter Klingelschmitt: „Stereotyp wurden Nachfragen nach einem Interview seit vergangenem Freitag mit dem Verweis auf die intensive Reisetätigkeit der dafür zuständigen Mitarbeiterin abgeblockt.“ Der Grund, laut taz-Autor: interne Auseinandersetzungen in der HSFK, weil die Mitarbeiterin angeblich aus „sicherheitspolitischen Gründen die Verarbeitung von Plutonium aus russischen Sprengköpfen zu MOX-Brennelementen in Hanau“ befürworte.

Leider, so spannend es auch klingt, ist nichts davon wahr.

1. Unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Annette Schaper hatte sich in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau dafür ausgesprochen, bei der sicherheitspolitisch heiklen Frage, was mit dem russischen Plutonium geschehen soll, die Vor- und Nachteile aller technisch möglichen Optionen, die es für die „Unschädlichmachung“ des waffenfähigen Plutoniums gibt, zu überprüfen. Dazu zählt auch eine Weiterverarbeitung des Plutoniums bei Siemens/ Hanau.

Immerhin geht es um die nicht gerade geringe Menge von hundert Tonnen Waffenplutonium, die in den nächsten Jahren aufgrund der vertraglich vereinbarten Abrüstung aus Sprengköpfen der GUS- Staaten freiwerden. Daß das, was technisch möglich und sicherheitspolitisch vorstellbar aus umwelt- und energiepolitischen Gründen nicht unbedingt wünschenswert ist, hat sie nicht in Zweifel gezogen.

2. Tatsächlich waren unsere beiden Nuklearexperten Dr. Harald Müller und Dr. Annette Schaper wirklich ständig auf Reisen. Zufällig fand in New York gerade eine kleinere Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag statt, an der die beiden Wissenschaftler teilnahmen. Aber auch Gespräche in Bonn standen auf der Tagesordnung. Insofern gab es auch keine internen Auseinandersetzungen innerhalb der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, da sie physisch (wegen Abwesenheit der möglichen Kontrahenten) nicht stattfinden konnten.

3. Dies alles würde Klaus-Peter Klingelschmitt erfahren haben, hätte er sich an die Presseabteilung des Instituts gewandt.

4. Über die Möglichkeit, ausführlich zur internationalen Diskussion in dieser Frage in der taz Position zu beziehen, würden wir uns freuen.

Eva v. Hase-Mihalik, Presse-

und Öffentlichkeitsreferat der

Hessischen Stiftung Friedens-

und Konfliktforschung