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: Der Keks-Fürst

„Schade um Papa“, erste von 13 Folgen, Sa., 18.10 Uhr, ARD

Eigentlich ist der Fürst von Wiedenburg gar kein Adliger, er heißt nur so: Axel Fürst. Der Name gereicht dem Keksfabrikanten jedoch zur Ehre, denn genau so stellt man sich einen wahren Fürsten vor. Traditionsbewußt, untadelig und generös zu seinen Untertanen hält Axel Fürst seine Hand über Wiedenburg, auf daß es blühe von seinen Steuern. Er spendet Rheumabetten für alte Tanten und Schottlandreisen für Mädchenschulen. Und wenn die Kinder artig sind, bekommen sie in seiner Fabrik Bruchkekse zu naschen. Ja, kinderlieb ist er auch, schließlich hat er selbst eine Tochter, um die er sich ganz alleine kümmern muß.

Die hört auf den königlichen Namen Silvia und ist schon erwachsen. Da sie in Internaten aufgewachsen ist, stellt der Vater erst jetzt betrübt fest, daß ihre Bildung, die ein Vermögen gekostet hat, doch sehr zu wünschen übrigläßt. Ganz unstandesgemäß bezeichnet sie einen Werbefritzen doch tatsächlich als „Arsch mit Ohren“. Entsetzt halten wir den Atem an. Wird Papa sie jetzt grün und blau schlagen? Er tut es nicht und beläßt es bei einer gutgemeinten Rüge. Ohnehin ist in Wiedenburg die Welt so schrecklich heil, daß Peter Weck (Regisseur und Hauptdarsteller in einer Person) sich unheimlich anstrengen muß, um dem Zuschauer überhaupt mehr als nur Langeweile zu bieten. Hochzeiten sind da immer gut, heimliche Geliebte auch.

Die ungezogene Tochter will den kaufmännischen Keksdirektor heiraten und hat schon die Einladungen drucken lassen. Ohne Papa zu fragen! Wo der doch in seiner Bescheidenheit solchen Rummel gar nicht mag. Das zahlt er ihr aber gründlich heim, droht mit Hausrenovierung und verdrückt sich erst mal nach Venedig. Dort ist es viel schöner als in Wiedenburg, wo es außer Keksfabrik und Fabrikantenvilla nichts zu sehen gibt. In Venedig tobt das Leben, gilt es doch, das Geheimnis um den Nachlaß von Onkel Waldemar zu lüften, da werden sich Abgründe auftun. Vielleicht sogar uneheliche Kinder?

Aber bis wir das erfahren, ist noch viel Zeit, schließlich darf so eine Serie ihr Pulver nicht schon in der ersten Folge verschießen. In „Schade um Papa“ ist es allerdings eher ein Pülverchen, das derart geizig serviert wird, daß wir uns den Rest wohl sparen können. Anne Winter