■ Die Preisspirale dreht sich weiter ...
: Porto für Briefbomben erhöht!

Briefbomben letztes Jahr in Österreich. Auch bei uns fliegen die Postämter in die Luft. Wer verfügt schon über die labortechnischen Einrichtungen, um einige Liter Blausäure herzustellen? Und nicht jeder kann in die Ostsee tauchen, um sich aus den dort nach dem Zweiten Weltkrieg versenkten Sarin-Beständen einen Kanister hochzuholen. Aber so ein kleines Bömbchen? Das ist schnell hergestellt, eingetütet, Briefmarke drauf und ab die Post. Statt sich nachts bei schlechtem Wetter und ungünstigen Sichtverhältnissen durch die Botanik zu schleichen, läßt man einfach einen deutschen Beamten die Drecksarbeit erledigen. Unzufrieden mit dem Vermieter? Kein Problem – kriegt er halt ein Bömbchen und weiß wieder, wo es langgeht.

Sicherheitsexperten gehen hinter vorgehaltener Hand – noch sind alle Finger dran – davon aus, daß in Zukunft immer mehr Verrückte ihre Konflikte mit Hilfe von Briefbomben austragen werden. Und die Post? Die kann angeblich nix unternehmen. Wenn unsere Geheimdienste mal wieder ein bißchen Zeit zwischen all den Plutonium-Verschiebereien finden, würde ich es begrüßen, daß die unsere Briefträger durchleuchten. Wahrscheinlich, schließlich durften sie weder Lokführer noch Lehrer werden, sind alle terroristischen Extremisten bei der Post untergekommen. Meinen Briefträger lass' ich nicht mehr ins Haus. Komischerweise schreibt mir seitdem aber auch kein Mensch mehr.

Weil die Sicherheitsbehörden mal wieder so kläglich versagen, mußte Kanzler Kohl das Problem in die Hand nehmen. Die Briefbomben wurden zur Chefsache erklärt. Was der Mann für unser Land schon alles getan hat, kann ihm niemals wieder zurückgegeben werden. Wobei man nur daran denken möge, daß er nicht nur mit eiserner Disziplin diese schrecklichen Saumägen alle aufißt, um einen wesentlichen Beitrag zu unser aller Volksgesundheit zu leisten, sondern daß er, während viele sich wegen dieses bißchen Atommülls fürchterlich aufregen, im Tiefkühlfach seines Kühlschrankes Dose für Dose das strahlende Zeugs zwischenlagert. Auch jetzt bei den Briefbomben mußte erst ein Helmut Kohl kommen, damit das Problem aus der Welt geschafft wird.

Auf der letzten Kabinettssitzung wies er den Postminister an, das Porto für Briefbomben drastisch zu erhöhen, so daß sich niemand mehr ein Versenden dieser Dinger leisten kann. Problem erkannt. Problem gebannt. Typisch Kohl. Kurt Nane Jürgensen