■ Cash & Crash
: „Zeus“ schleudert Daten auf die Börse

Frankfurt/Main (rtr/taz) – Heute erteilt der Aufsichtsrat der Deutschen Börse AG (DBAG) wohl der sogenannten Zentralen Unternehmensstrategie (Zeus) von DBAG-Vorstandschef Werner Seifert sein Plazet. Damit beginnt an den deutschen Börsenplätzen Frankfurt/Main, Düsseldorf und München das Computer- Börsenzeitalter. Die amtlichen Kursmakler im traditonellen „Parketthandel“ können dann ihre Sachen packen, denn Kollege Computer übernimmt ihren stressigen Job.

Für die DAX-Aktien- und Terminbörsen-Werte soll der Computer in drei Auktionen einheitliche Eröffnungs-, Mittel- und Schlußkurse errechnen. Dazwischen werden die Top- Werte elektronisch variabel gehandelt. Menschen werden an der Börse allerdings auch bei Zeus noch als dienstbare Geister gebraucht: Sogenannte Betreuer sollen die Geld- und Briefkurse festlegen.

Verlierer am Computerbörsenmarkt könnten die deutschen Banken werden. Denn alleine in London, weiß Börsenchef Seifert, stünden rund 20 Finanzhäuser bereit, sich direkt an die elektronischen Handelssysteme an den deutschen Börsen anschließen zu lassen. Seifert: „Das kann schon sein, daß die eine oder andere deutsche Bank dabei Kommissionseinnahmen verlieren wird.“

Auch den kleineren Börsenplätzen in Deutschland wird Zeus voraussichtlich nicht gut bekommen. Denn die erwartete Konzentration der Umsätze vor allem am dann elektronischen Börsenplatz Frankfurt/Main kann dazu führen, daß die Regionalbörsen kaum noch Handelsaufträge für die lukrativen DAX-Werte bekommen. Die Zersplitterung der Börse in Deutschland ist allerdings schon lange Kritikpunkt ausländischer Banken und Investoren am Finanzmarkt Deutschland. In den Zeiten internationalisierter Finanzmärkte, so deren Vorhaltungen seit Jahren, sei die Beibehaltung von acht Regionalbörsen einfach „provinziell“.

Ob von den acht deutschen Börsen neben Frankfurt wenigstens noch Düsseldorf und München überleben, werden die nächsten Jahre zeigen. Das Schweigen der Computer wird jedenfalls das Geschrei der Börsenmakler ersetzen, die Aktien- Arena ihre besten Gladiatoren verlieren. Sentimental Journey? Alles Quatsch. Die Börse, sagte das Vorstandsmitglied der Dresdner Bank, Eberstadt, werde auch im Elektronikzeitalter nur das tun, was sie tun soll: „einen optimalen Markt organisieren“. Klaus-Peter Klingelschmitt