Druck auf Zagreb

■ UNO untersucht Verletzung der Menschenrechte in Westslawonien

Zagreb (AFP) – Die UN-Menschenrechtskommission will ihre Ermittlungen zu Menschenrechtsverletzungen in Kroatien intensivieren. Das kündigte ihr Sonderberichterstatter Tadeusz Mazowiecki gestern in Zagreb an. Er legte zugleich einen Untersuchungsbericht zu den Vorfällen in Westslawonien vor. Darin kommt die UN-Kommission zu dem Schluß, es sei nicht eindeutig festzustellen, ob die kroatische Armee bei ihrer Offensive in Westslawonien Anfang Mai gezielt auf die Zivilisten geschossen habe, oder ob diese auf der Flucht in die Schußlinie gerieten.

Serbische Flüchtlinge hatten berichtet, sie seien während ihrer Flucht aus dem umkämpften Gebiet von kroatischen Regierungstruppen angegriffen worden. Die kroatische Regierung hatte am Montag mitgeteilt, daß bei der Offensive mindestens 20 Zivilisten ums Leben gekommen seien. Wie der stellvertretende Präsident Ivica Kostović erklärte, wurden in dem zurückeroberten Gebiet bislang 188 Leichen gefunden. Tags zuvor hatten UN-Mitarbeiter berichtet, sie seien in dem südöstlich von Zagreb gelegenen Gebiet auf offenbar erst kürzlich ausgehobene Massengräber gestoßen. Auch diese Gräber sollen von der UNO untersucht werden.

Mazowiecki war am Montag in Zagreb eingetroffen. Daß gleichzeitig der Chefankläger des UN- Tribunals für Kriegsverbrechen in Ex-Jugoslawien, Richard Goldstone, ankam, werteten Beobachter als Zeichen dafür, daß der Druck auf die Führung Kroatiens verstärkt werden soll. Die UNO reagiert damit offenbar auch auf die Vorwürfe von Serben, die nach eigenen Angaben während ihrer Inhaftierung in dem kroatischen Lager Varaždin mißhandelt wurden.